29. November 2015

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Merle hat ihren Laptop mitgebracht und präsentiert uns die Homepage der Band, die ihr Bruder Theo gestaltet hat. Es sind einige Informationen über uns zu lesen (alles ist zweispra­chig) und es gibt Fotos von unserem Auftritt in Hoorn sowie aus dem Proberaum, die Merle und Lisanne in mehr oder minder beobachteten Momenten geknipst haben.(128)
Die nächsten Termine sind Ende September in der Kneipe von Maurices Freund in Hoorn, eine Woche später bei einer Musikmesse in Alkmaar und zwei Tage vor meinem Geburtstag in einem kleinen Club in Amsterdam.
Die beiden Brüder und ihre Schwester Polly (das ist die mit den drei Kindern) haben außerdem laubgrüne T-Shirts mit dem Bandnamen bedrucken lassen, und zwar nicht bloß vier, wie man es erwarten könnte, sondern zwanzig. Die sollen wir beim Auftritt tragen und die übrigen einige unserer Freunde, damit man uns nach dem Konzert gezielt auf die nächsten Termine ansprechen kann.
Wir beschließen, nach dem Auftritt eine Party für alle unsere Helfer zu schmeißen und fangen schon mal eine Liste mit Namen an.
Auch überlegen wir uns ein geeignetes Datum dafür. Weil mein September schon so voll ist – am Wochenende direkt nach dem Auftritt bin ich bei Cokko, am zweiten wird Pieters Umzug stattfinden und am vierten ist schon der nächste Auftritt – einigen wir uns auf den elften Oktober.


zweiundachtzigstes Kapitel

Miloš ist schon da, als ich Mittwochnachmittag aus der Schule komme. Er hat sich selber und ein paar Zeitungen auf dem Balkon ausgebreitet und liest Wohnungsanzeigen. Zu ein paar Inseraten hat er was auf den Zeitungsrand notiert.
„Ist was brauchbares dabei?“, erkundige ich mich, weil die Notizen natürlich in der Bassistengeheimschrift verfasst sind.
„Vielleicht. Eine Wohnung kann ich zum nächsten Ersten haben, aber der Vermieter will meinen Pass in beglaubigter Kopie und drei Monatsmieten als Sicherheit. Ist das erlaubt?“
Ich hebe die Schultern. „Kümmer dich nicht um solche Spießer, sondern lass sie auf ihren Ansprüchen sitzen. Es gibt Vermieter, mit denen man leichter ins Geschäft kommt.“
Er streicht eine Notiz durch. „Der Typ kam mir eh’ ein bisschen seltsam vor.“
„Und sonst?“
„Nichts. Entweder wird die Wohnung erst in einem Vierteljahr frei oder sie ist zu teuer, zu groß, die Leute wollen nur Frauen, keine Ausländer oder was weiß ich. Hast du nachher ein bisschen Zeit? Ich muss etwas wissen.“
„Klar hab ich Zeit … Hast du schon gegessen?“
„Nein, wenn du Lust hast, koch uns was. Ich könnte zum Beispiel Kartoffeln schälen.“
Noch nie hat sich jemand in diesem Haushalt so nach Küchenarbeiten gedrängelt. Aber heute bleibt die Küche kalt.

Ich höre ihn noch ein paar Mal telefonieren, dann folgt er mir in die Küche, wo ich mit der Zubereitung der Gerstenremoulade angefangen habe.
„Ich könnte das, was ich wissen will, auch jetzt schon fragen“, fängt er unentschlossen an.
„Das könntest du tun“, sage ich, während ich vier Eier in den Eierkocher setze und ein Bund Frühlingszwiebeln sehr fein schneide. Miloš kriegt das Schneidebrett aus Olivenholz und ein Messer und zwei Bund Schnittlauch und darf kurze Röllchen draus machen.
„Was essen wir heute?“
Ich reiche ihm einen Kochtopf an, „Gerste. Heute früh habe ich sie angedünstet.“
Er hebt den Deckel. „Das sieht nicht gut aus.“
„Aber es wird gut schmecken. Worum geht’s bei deiner Frage?“

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