11. November 2015

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„Na, wie ist deine neue Arbeit?“, erkundige ich mich und setze mich in meinen Wäschelei­nen-Korbsessel.
„Geil. Und voll anstrengend.“
„Wie sind die Kollegen?“
„Alle total nett. Ich glaub, ich muss erst mal zur Weiterbildung und so. Im Moment kann ich höchstens assistieren und nichts selber machen. Ich hab so viel vergessen!“
„Na ja, du hast auch ungefähr fünf Jahre nicht in dem Beruf gearbeitet, in der Zeit hat sich alles weiter entwickelt.“
„Haha, jetzt redest du wie Becks. Von der soll ich schön grüßen, sie war bis gerade hier.“
„Danke. Das Gleiche vom Miloš, vermute ich. Übrigens kannst du dich revanchieren, denn wenn du in Zukunft wissen willst, was er treibt, kannst du hier anrufen. Er ist vor ein paar Minuten eingezogen.“
„War dir deine Wohnung zu groß?“, lacht er.
Ich lache auch, „Nein, es war so einsam ohne dich! Quatsch, sein Vater ist ja gekommen–“
„Was?! Der taucht freitags auf und dienstags zieht Miloš schon bei dir ein? Was ist denn das für ein Typ? Scheiße.“
„Stimmt. Wann wirst du wieder in der Stadt sein?“
„Freitags, aber spät, denke ich. Ich könnte samstags zum Frühstück kommen.“
„Gute Idee, mach das. Abends ist dann die Generalprobe in Hoorn.“
„Jungejunge! In ein paar Jahren bist du ein weltberühmter Rockstar und trittst auf den ganz großen Bühnen auf!“
„Jaja“, lache ich. „Eins nach dem anderen. Frohen Feierabend. Bis Samstag.“
Zurück in der Küche will Miloš von mir wissen: „Was hast du von Generalprobe gesagt? Sorry, dass ich zugehört habe.“
Ich winke ab. „Zum Weghören ist die Wohnung zu klein, da hätte ich leiser reden müssen oder auf den Balkon gehen. Denk da dran, wenn du was vor mir geheim halten willst. Eelco hat uns in der Musikschule in Hoorn eine Generalprobe verschafft. Die ist am Samstag.“
„Eelco von der Jesus-Pop-Band?“
„Kennst du noch einen anderen Eelco? Ich nicht. Wir haben uns letzte Woche getroffen und mal so über dies und das geredet, was letztes Jahr passiert ist.“
Jetzt grinst er übers ganze Gesicht. „Soso, habt ihr. Wie schön.“
„Ich habe übrigens auch mit Steven über seinen LKW gesprochen. Er sagt, das ist gar kein Problem, er fährt uns selber hin. Allerdings haben seine Fahrzeuge alle nur zwei oder maximal drei Sitze. Wir brauchen dann noch ein Auto für den Rest der Band. Aber das dürfte einfach zu organisieren sein.“
„Und wie kommen wir zur Generalprobe?“
„Steven sagt, die Generalprobe ist ein Test, wie es mit dem Verladen klappt. Chefsache.“
„Sehr gut.“ Er isst sein Brot auf und trinkt die Tasse leer. „Ich fahre jetzt schon zum Probe­raum, ich muss noch ein Experiment vorbereiten.“
„Ein Experiment?“
„Ja. Mir ist etwas aufgefallen, das wichtig für die Band sein kann.“
„Warte, ich komm mit.“ Ich esse auf, räume den Tisch wieder ab und suche meinen Kram zusammen. Nebenbei bemerke ich, dass Miloš ein paar CDs einsteckt, aber es sind keine von uns, sondern gekaufte, mit richtigem Cover und so. Von welchen Bands sie sind, kann ich nicht erkennen und er will es mir auch nicht sagen.

Ich freue mich schon darauf, wenn der Auftritt endlich Vergangenheit ist und wir uns nur noch einmal die Woche dienstlich treffen müssen. Das ganze Hin und Her nervt mich ziemlich. Manchmal denke ich, es wäre praktischer, oberhalb von Stevens Bäckerei einzuziehen, so viel Zeit, wie ich da verbringe.
Mein Kumpel legt die erste CD ein, stöpselt sich die Kopfhörer an und instruiert mich: „Hör dir an, was ich spiele und sag mir hinterher, welche Band ich gehört habe.“

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