„Na gut“, gebe ich bekannt, „Wenn ich wieder in Zuyderkerk bin, werde ich zu ihm gehen und mal mit ihm reden, was da zwischen uns schief gelaufen ist. Bist du jetzt zufrieden?“
„Das hat nichts mit mir zu tun und ob ich zufrieden bin“, sagt mein Kumpel grinsend, „es ist nur eine Sache zwischen dir und Eelco.“
Ach ja, denke ich, und wer kommt ständig darauf zurück? Manchmal bist du schon sehr seltsam drauf.
„Nächste Frage“, wechselt er das Thema, „Wie kannst du so fest an etwas glauben, das du noch nie gesehen hast?“
„Wenn es sichtbar und für alle klar zu erkennen wäre, wäre es kein Glaube, sondern eine Wissenschaft“, versuche ich es erneut mit einer Begriffsdefinition.
„Aber woher nimmst du das Vertrauen, dass der ganze Glaube stimmt? Wieso bist du dir sicher, dass Gott dich wirklich nicht im Stich lässt, was du eben gesagt hast? Was machst du, wenn sich eines Tages herausstellt, dass alles ganz anders ist? Wenn man nicht in den Himmel kommt nach dem Tod? Und gute Menschen genauso behandelt werden wie böse?“, lässt er Fragen am laufenden Band ab.
„Dann hab ich Pech. Wenn der Glaube falsch ist, hab ich mich mein ganzes Leben umsonst bemüht, gut zu anderen Leuten zu sein und so“, gebe ich zu. „Dann sterbe ich, mein Rest liegt ein paar Jahre in der Erde und die Würmer fressen ihn auf und nichts sonst passiert.“
„Klingt nicht gut“, murmelt Miloš.
„Eben. Deswegen glaube ich, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Sollte ich mich irren, hab ich einfach Pech gehabt und mir umsonst Mühe gegeben. Aber wenn ich doch Recht habe – was machst du dann? Du landest in der Hölle. Das täte mir Leid.“
„Warum soll ich in die Hölle kommen?“, begehrt er auf, „ich bin auch ein guter Mensch! Ich überfalle keine Banken, ich schlage keine Frauen und ich klaue keine Handtaschen von alten Omas! Frag Amalia, was sie von mir hält!“
„Du kommst in die Hölle, weil du eins nicht gemacht hast: Du hast Jesus nicht als deinen Herrn anerkannt. Das ist der einzige Weg zum ewigen Leben. Mehr brauchst du nicht. Aber das bisschen, was du brauchst, das hast du nicht.“
„Aber Eelco hat gesagt, man darf nicht kiffen, nicht Wodka trinken, nicht lustig sein! Was soll ich denn glauben? Du sagst, ich brauche nur eins, Eelco sagt, ich darf ganz viele Dinge nicht tun – woher soll ich wissen, wer von euch Recht hat?“
„Du könntest den fragen, der sich das Ganze ausgedacht hat. Zum Beispiel Jesus“, kommt eine ungewöhnlich weise Antwort aus meinem Mund.(111)
„Und wo treffe ich den Jesus?“
„Ich treffe ihn überall, denn er ist immer bei mir. Man kann auch in eine Kirche gehen. Manche Leute gehen in die Natur oder klettern auf einen Berg. Das dürfte hier ein bisschen schwierig werden, aber Natur ist ja ausreichend vorhanden.“
„Gut. Kümmere dich eine Weile nicht um mich.“
„Wie soll ich das machen? Hier ist nichts, um das ich mich sonst kümmern könnte.“ Ich weise auf die Marschwiesen zur Linken, das Koogland zur Rechten und den Deich, auf dem wir stehen.
„Du kannst weitergehen.“
„In die Richtung oder zurück?“
Weil es ihm egal ist, entscheide ich mich für den Rückweg (ich will lieber an Bord übernachten als hier draußen) und trödele los.
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