„Genau. Eigentlich wollte er sein Häuschen nicht aufgeben, aber er hat ziemlich schnell bemerkt, dass es bei mir nicht durch die Fenster zieht … man ist schneller beim Bäcker … und diverse andere Annehmlichkeiten bietet die Wohnung auch noch.“
Dich zum Beispiel, aber das sage ich natürlich nicht.
Sie spricht weiter: „Im Haus wird sich ab Ende der Hauptsaison einiges ändern, wir haben uns überlegt, dass der Anbau besser geeignet ist für den Pensionsbetrieb, weil ich ja ohnehin mehr Zeit im alten Haus verbringe. Zuerst wird also im Anbau renoviert, eine Wand muss umgesetzt werden, damit wir wieder ein Doppelzimmer einrichten können, dann wollen wir es uns hier im alten Haus ein bisschen gemütlich machen. Vermutlich wird alles teurer als geplant und ungefähr zur Hälfte werde ich mir wünschen, wir hätten nie angefangen, weil mir Dreck und Lärm auf die Nerven gehen. Aber es wird gut werden, da bin ich sicher.“
„Klappt das denn … so finanziell?“
„Wusstest du nicht, ich hab mir einen reichen alten Mann geangelt“, kichert sie. „Man denkt das nicht, er hat ja immer bloß da in seinem ollen Häuschen gewohnt, aber ihm gehört ein Haus in West und auch zwei auf dem Festland und davon lebt er gut. Er sagt, bisher hatte er keinen Grund, sein Geld auszugeben, deswegen ist es immer mehr geworden. Mach dir also keine Sorgen, dass wir hinterher betteln gehen müssten.“
Ich habe sie noch nie so viel lachen und vor allem kichern hören. Sie scheint verliebt wie ein Teenager zu sein! Das freut mich sehr für sie. „Und lebt ihr einfach so zusammen?“
„In unserem Alter?!“ Sie lacht wieder. „Nein, solche Sachen könnt ihr jungen Leute machen. Wir haben geheiratet, in ganz kleinem Kreis. Hier in Dersum am Amt. Nur Ieuwkje und Anno waren als Familie dabei. Henk war ein bisschen beleidigt, sein Jüngster darf kommen und er nicht – aber Anno war da nun mal nicht Henks Jüngster, sondern der Freund von meiner Nichte. Hoffentlich bist du jetzt nicht auch sauer, immerhin warst du ja maßgeblich daran beteiligt, dass wir ein Paar geworden sind.“
„Ach, ich glaube, ich kann es mir verkneifen“, verspreche ich.
achtundsechzigstes Kapitel
Die Wohnzimmerlösung ist sehr praktisch für uns vier, weil wir dann nicht vom Wetter abhängig sind. Es kann ja sein, dass es am ersten Augustwochenende kühl ist und regnet. Im Wohnzimmer müssen wir nur jeden Morgen die Matratzen aufeinander stapeln und unsere Sachen obendrauf schichten, denn der Weg zu Bücherregal und Fernseher soll immer frei sein.
Tante O hat bedauert, dass sie nicht mehr Platz hat, aber wir haben sie schon am Telefon kollektiv beruhigen können, dass uns das gar nichts ausmacht; tagsüber brauchen wir unsere Betten nicht.
Doch auch wenn ich kein Zelt zu organisieren habe, gibt es doch viel zu bedenken und fast noch mehr mitzunehmen. Neben der Einkaufsliste, die ich bereits gestern für Tante O abgearbeitet habe, sind noch diverse Kisten und Taschen mit Lebensmitteln für unsere Abende abseits der Pension dazu gekommen. Zum Glück ist viel Platz auf der Kaap Hoorn. Unter Deck kann man sich jetzt allerdings kaum noch rühren.
Tante O erwartet ihre Fracht und so machen Miloš und ich uns einen Tag früher auf den Weg.
Pieter begleitet uns zum Anleger. „Warum hab ich bloß gesagt, dass ich mit der Fähre kommen würde?“, fragt er und guckt sehnsüchtig auf die Kaap Hoorn, die man derzeit mit Fug und Recht einen Lastkahn nennen kann.
„Wie soll ich das wissen?“, gibt Miloš zurück.
„Freundlichkeit“, werfe ich in den Ring. „Du wolltest Cokko ersparen, ganz allein auf der Fähre zu sitzen.“
„Stimmt, das war es“, tut er, als erinnere er sich erst jetzt.
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