30. August 2015

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Nachdem wir ihr ein Liedchen vorgespielt (und uns gewaltig ins Zeug gelegt) haben, lautet jedoch ihr einziger Kommentar: „Das ist ja voll der Pussycore. Könnt ihr nicht ein bisschen schneller spielen?“
Feindselig grunze ich sie an: „Schneller? Dir geht’s wohl nicht mehr gut, was?“
Meine Beschwerde geht in Miloš’ schallendem Gelächter unter. „Pussycore!“, grölt er, „Das ist guter Name für die Band! Ab jetzt wir heißen Pussycore!“
Simone puhlt die Stöpsel aus den Ohren. „Was redet ihr? Was hat sie gesagt?“, erkundigt sie sich ratlos, denn sie hat nur die Hälfte mitbekommen.
„Manchmal frag ich mich echt, wie du mit diesen Panzerstopfen überhaupt Musik machen kannst“, sagt Lisanne. „Merle meint, wir würden Pussycore machen und Miloš sagt, dass das ein guter Bandname wäre.“
„Das hab ich verstanden“, sagt sie.
Müssen wir uns wirklich jetzt um einen Bandnamen kümmern?! Außerdem: „Wenns dir hier zu langsam ist, such dir eine andere Band.“
„Mann, das sollte ein Spaß sein!“, kapiert sie, was sie angerichtet hat. „Ich bin schwer von euch begeistert und von dir erst recht, du bist nämlich der geilste Schlagzeuger, der mir bisher begegnet ist.“
„Aha“, mache ich reserviert.
„Ja. Wenn du immer so trommelst, kann ich mein Metronom wegschmeißen. Also hör bitte auf zu heulen und trommel weiter.“
Noch mal mache ich „Aha“ und raffe mich auf, Position zu beziehen: „Trotzdem finde ich Pussycore scheiße.“
„Ich finde es gut“, macht Miloš seine ohnehin sonnenklare Meinung publik. „Was sagt ihr?“, wendet er sich an die Mädels.
Simone ist dafür, den Namen zumindest so lange zu behalten, bis wir was besseres haben. Lisanne schließt sich an, und so bin ich ruckzuck überstimmt. Das ist der Nachteil an meinem basisdemokratischen Affentheater: Es kann auch schief gehen. Eelco wäre das nie passiert.
„Darf ich also bei euch mitmachen?“, fragt Merle, „Probeweise?“
„Na sicher“, lädt Lisanne freundlich ein. „Was spielen wir?“
„Holy Lord“, empfiehlt Simone und zu Merle sagt sie: „Ganz hinten im Heft.“
Miloš kennt das Lied – wie auch die übrigen unseres Repertoires – auswendig und spielt die ersten Töne an.
Auf einmal steht Merle vorm Schlagzeug. „Bist du jetzt sauer?“, will sie von mir wissen.
„Scheint so, als hätte ich in meiner Band nicht mehr besonders viel zu sagen.“
„Was heißt das, in deiner Band?“
Bevor ich mich dazu äußern kann, hat Miloš ihr schon erklärt: „Jeremy hat die Band gegründet und den Proberaum gefunden. Also sagen wir, er ist der Chef.“
Aha, denke ich, der Chef. Aber zu sagen hab ich nix. Pussycore. Blöder Name.
„Sorry – ich bin bloß mit der Info hier hin gekom­men, dass ihr einen Sänger sucht. Von einem Bandgründer hat mir keiner was gesagt.“
„Bis jetzt war ja auch noch nicht viel Zeit dafür“, schaltet Lisanne sich ein. „Zu deinem Verständnis: Jeremy hat die Band zusammen mit Miloš gegründet, wobei Jeremy die Sache ins Rollen gebracht hat. Dann ist Simone dazu gekommen und zum Schluss ich. Allerdings kenne ich die beiden Herren schon aus einer anderen Band. Was möchtest du noch wissen?“
Merle lacht. „Ich glaub, das reicht erst mal.“
„Na gut“, zeige ich mich versöhnt, denn sie hat recht; sie wusste das nicht. „Also fangen wir an mit Holy Lord.“

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