26. August 2015

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Nach der Zwiebelpupserei auf meinem Balkon haben wir zwei Bandproben mit singendem Schlagzeuger, die mich darin bestärken, einen hauptamtlichen Sänger zu suchen. Ich kann mich nicht auf zwei Sachen zugleich so konzentrieren, dass beide gut werden. Zumindest geht das nicht, wenn eine der beiden Sachen trommeln ist.
Ich erzähle Jesus davon und der hat mal wieder eine dieser ausweichenden Antworten für mich parat, von wegen, wenn ich mich weiterentwickeln wolle, sei es unausweichlich, dass ich Dinge tue, die ich zuvor nicht getan hätte. Im Klartext heißt das, dass ich mir ein bisschen Mühe geben soll. Manchmal macht er so was, damit ich nicht immer den einfachsten Weg gehe, sondern kreativ werde.
Aber in diesem Fall kann er sicher sein, dass ich den himmlischen Ratschlag nicht beher­zigen werde. Selbst wenn man davon ausgehen muss, dass er als Sohn des Herrschers der Welt alles kann(83), würde ich trotzdem sagen, dass er keine praktische Erfahrung im Trommeln hat.
Simone nutzt die zweite der Proben, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie findet es ziemlich doof, dass wir drei uns oft nur angucken müssen, um uns zu verstehen und loszulachen und dass sie so was nie versteht – und wenn man es ihr erklärt, nichts Lustiges daran finden kann. Und dass sie immer alles so genau erklären muss, nervt sie auch. Und am meisten geht ihr auf den Geist, dass sie in dieser Band eigentlich keine Chance hat, weil wir drei uns schon so lange kennen und so ein eingespieltes Team sind.
Lisannes und meine abwechselnd logischen, erregten oder besänftigenden Argumente halten sie nicht davon ab, sich ausführlich zu beklagen. Besonders ärgert mich, dass sie bei unserer Sitzung auf dem Balkon keinen Ton darüber gesagt hat. Im Gegenteil, da klang alles noch sehr entspannt. Ihr Frust wird sich aber nicht erst seitdem aufgestaut haben, das kann sie mir nicht erzählen.
Irgendwann bin ich selber genauso genervt wie sie und fordere sie unfreundlich auf, entweder in eine andere Band zu gehen, wenn ihr hier alles nicht passt, oder eine fünfte Person dazuzuholen, idealerweise einen Sänger, der die von ihr gewünschte zweite Gitarre spielt.


einundsechzigstes Kapitel

Zuyderkerk liegt nicht nur direkt am IJsselmeer und somit an einem der besten Segelreviere der Welt, sondern auch mitten im beliebtesten Urlaubsgebiet vieler Deutscher und Niederländer. (84) Für viele Haushalte hat deswegen schon in der Woche vor Ostern die Hauptsaison begonnen, besonders was die deutschen Gäste betrifft. Die einen haben eine Frühstückspension oder eine Ferienwohnung, andere arbeiten in Hotels, Restaurants, Segelschulen oder auf einem der drei Campingplätze rund um Zuyderkerk.
Die Schulen der Region nehmen darauf Rücksicht, indem sie die Frühlings- und Herbstfe­rien außerhalb der Urlaubssaison legen. Die Leute mit schulpflichtigen Kindern hätten sonst keine Gelegenheit, gemeinsam mit ihren Sprösslingen in Urlaub zu fahren.
Bei den Frühlingsferien – Mitte bis Ende Februar – hatte ich den Gips noch und durfte nicht wegsegeln, und jetzt, da ich dürfte und eine Woche Maiferien sind, habe ich anderes zu tun. Ich muss mich mit der Vorbereitung der Unterrichtsinhalte des restlichen Schuljahres befassen. Zwar wird das von Jahr zu Jahr weniger Arbeit, da ich in der MBB auf meine Unterlagen vergangener Jahre zurückgreifen kann, aber trotzdem will man den Kindern ja mal was Neues bieten können.

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