„Du kannst in der Küche essen“, tue ich ihren Einwand ab. „Wer geht und kauft ein paar Baguette und zwei Flaschen Weißwein? Dann kann ich schon mit kochen anfangen.“
Während ich mit der Zubereitung der Suppe beschäftigt bin, pendeln die anderen zwischen Küche und Balkon hin und her, trinken Saftschorle oder von dem Weißwein, der auch in die Suppe kommt und reden über alle möglichen Sachen. Miloš kommt vom Einkaufen (81), als Lisanne und Simone bei den Unterschieden zwischen unserer Band und der Jesus-Pop-Band angelangt sind. Er versucht ein paar Mal, sie auf ein anderes Thema zu bringen, aber Simone lässt nicht locker. Da verzieht er sich auf den Balkon.
Die beiden Mädels machen es sich am Tisch gemütlich. Jetzt sagt die Ältere: „Oft hat er sich beschwert, dass Jeremy nur zu den Proben übt und sich ansonsten nicht blicken lässt im Proberaum.“
„Hä?“, macht Simone, „Wofür soll er denn noch außerhalb der Proben üben? Dafür sind die Proben doch da?“
Sie lacht. „Meines Erachtens hat Eelco sich nicht daran gestoßen, dass Jeremy zu wenig geübt hätte, sondern dass er nicht üben musste. Und dass er zu vielseitig gewesen ist.“
„Trommeln und kochen!“, werfe ich ein, „Das soll mir mal einer nachmachen!“
„Und als wäre das nicht genug für eine Person, kannst du ja auch noch Minigolf spielen!“, schließt Lisanne sich an, „das müssen wir unbedingt noch mal machen!“
„Minigolf ist ein Tantensport“, bemerkt Simone.
„Sei dir da nicht zu sicher. Du hast nicht gesehen, wie Jeremy auf einer Bahn, die drei Schläge erfordert, den Ball mit einem ins Loch befördert hat.“
„Wie soll denn das gehen?“
„Mit Schwung“, gebe ich eine Erklärung.
„Ja, mit sehr viel Schwung“, kichert Lisanne. „Und Glück. Genie und Wahnsinn gehen ja meistens Hand in Hand. Wann ist übrigens das Essen fertig? Ich verhungere gleich.“
„In ein paar Minuten.“ Ich hole meine fünf größten Müslischalen aus dem Schrank, weil die Suppentassen zu klein sind. Wenn ich nur die Tassen nehmen würde, wäre die Suppe allenfalls eine Vorspeise.
Ich verteile die Suppe, dazu kommen frisch geröstete Weißbrotwürfel und über das Ganze etwas geriebener Parmesan. Für fünf Minuten stelle ich sie noch in den vorgeheizten Grill, dann können wir essen. Mit diesem Bescheid gehe ich ins Schlafzimmer, wo Cokko am Laptop sitzt und mit seinem Vater chattet. Für mich wären solche Unterhaltungsformen nichts, denn ich kann nicht halb so schnell tippen.
„Bist du genervt, weil hier so ein Getümmel herrscht?“, erkundige ich mich.
„Blödsinn“, vertreibt er meine Sorge. „Was du da kochst, riecht wahnsinnig gut. Dauert es noch lange?“
„Ist gleich soweit. Kannst dich ja schon mal auf den Balkon setzen.“
„Mach ich“, sagt er.
Vor einiger Zeit habe ich in einer stillen Stunde über angenehme Abende nachgedacht und wie man sie noch angenehmer gestalten könnte, sofern man sie auf dem Balkon zubringen möchte. Mir ist eine großartige Idee gekommen und ich habe einen Tisch gebaut, der nur zwei Beine hat, die andere Seite ist am Balkongeländer befestigt. Der Vorteil daran ist, dass er nicht viel Platz braucht, nicht kippelt und man den wenig mehr als handtuchbreiten Balkon trotzdem noch in seiner ganzen Länge begehen kann.
Leider ist die Idee, wie ich kurz darauf festgestellt habe, nicht besonders großartig. Der Tisch ist nämlich wegen dem Mangel an „Selbst-Ständigkeit“ nirgends sonst zu gebrauchen, außerdem hab ich ihn hier draußen zusammengebaut und nun passt er nicht mehr durch die Balkontür.
Daran kann man erkennen, dass es wahre Perfektion auf Erden nicht geben wird, denn selbst die am besten ausgedachte Idee hat Hinkebeine. Der Mensch ist einfach nicht in der Lage, etwas Perfektes zu machen. Perfekt ist nur Gott, das sieht man an seiner Schöpfung.
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