„Flirten?“, gibt sie zurück und tut ertappt. Dabei lacht sie. Eigentlich ist es nämlich so, dass sie Cokko einfach gerne anschaut (das hat sie mir zumindest mal anvertraut), und bei ihm scheint es ganz ähnlich zu sein. Außerdem finden ja fast alle Menschen meinen Bruder nett.
Zum Glück hat Simone die kleine Unterhaltung verpasst, weil sie sich im Schlafzimmer noch einen Kuss abgeholt hat und eine Umarmung, ein paar nette Worte und einen verliebten Blick – oder was weiß ich. Sonst würde sie sich schön darüber aufregen, dass Lisanne mit Cokko flirtet und vermutlich noch mehr darüber, dass er Gefallen daran hat, andere Frauen als sie zu betrachten. Aber ist das nicht normal? Ich kenne keinen Mann, der das nicht tut.
Nun greift sie ins Regal und holt das blaue Reisbuch heraus. Es gibt auch noch ein rotes, aber das habe ich Grietje geliehen. „Was hältst du von … huch, so was hab ich ja noch nie gehört, geschweige denn gegessen: Risotto mit Cannellini-Bohnen? Was sind das denn für Bohnen?“
„Ganz normale weiße Bohnen. Hab ich aber auch nicht da.“
„Du hast keine Pilze, du hast keine Bohnen … hast du überhaupt irgendwas in deiner Küche?“, macht Miloš sich über mich lustig.
„Mach mal den Kühlschrank auf, da guckt dich eine Zucchini an“, kontere ich. Ich habe nämlich festgestellt, dass er keine Zucchini mag. Aber wahrscheinlich weiß er einfach nicht, was man damit Leckeres anstellen kann. (80)
„Wenn sie schon gucken kann, solltest du sie einem Zoo schenken“, rät er und schnappt sich eine geheftete Sammlung kretischer Gerichte, die Grietje im Urlaub aufgeschrieben und für mich mitgebracht hat. „Hier – marinierte Meerbarben!“
„Bist du bescheuert?!“, rege ich mich künstlich auf. „Ich bin doch kein Drei-Sterne-Restaurant! Außerdem steht da groß und deutlich, dass die Viecher zwei Tage im Kühlschrank marinieren müssen, Mensch, lies doch mal!“, mache ich ihn an, und Miloš lacht mit. „Nee, bei dem Theater hast du wirklich keine Sterne verdient, du Anfänger!“
Lisanne ist jetzt bei „Suppen aus aller Welt“ angekommen. „Mhmm, Mexikanische Maissuppe, das klingt aber lecker.“
„Stimmt“, sage ich und gucke ihr über die Schulter, um die Zutaten zu lesen. „Aber: da sollen zwei Esslöffel Epazote rein. Da ich fast nie mexikanisch koche, kauf ich so was nicht. Es ist mir zu teuer, um es einfach so im Schrank stehen zu haben.“
„Wir gehen los und kaufen es“, bietet Miloš an. „Dein Syrer hat es bestimmt.“
„Hat er nicht, er ist kein Mexikaner. Der nächste Laden für solche Sachen ist in Alkmaar.“
„Manchmal machst du es dir echt selber kompliziert“, bemerkt Simone. „Warum bestellst du das Zeug nicht einfach? Hast du schon mal was vom Internet gehört?“
Bla, bla, bla, moser, muffel. Manchmal geht sie mir auf den Geist. Wenn ich es im Internet bestelle, kommen die Verkäufer sicher nicht auf die Idee, Kochrezepte mit mir auszutauschen oder mir landestypische Spezialitäten zu empfehlen.
„Wie wäre es mit Caldo verde?“, lautet Lisannes nächste Idee.
„Was ist das?“, fragt Miloš.
„Eine portugiesische Kartoffelsuppe.“ Ich halte das Suppenbuch zusammen mit ihrer Hand fest und blättere ein paar Seiten weiter. Es ist lange her, dass ich zuletzt was daraus gekocht habe. „Was haltet ihr von Französischer Zwiebelsuppe? Die beschleunigt vielleicht etwas, aber wir sitzen ja noch eine Weile zusammen, da pupsen wir alle in die gleiche Luft.“
Miloš stimmt zu, derweil schnaubt Simone: „Typisch Mann, da pupsen wir alle in die gleiche Luft! Das ist ja mal ein Argument!“
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