„Tja, da haben zumindest Miloš und ich Pech“, fasst Simone zusammen, „Du und Lisanne, ihr braucht ja keinen Strom.“
„Nein, bitte. Lasst es“, sagt Steven. „Die Leute können besser ohne Musik arbeiten.“
„Und was machen wir stattdessen?“
Ich zucke die Schultern. „Wir könnten fragen, ob wir im Gemeindehaus üben dürfen. Bevor die Jesus-Pop-Band in Maartens Scheune eingezogen ist, haben wir immer da geprobt.“
„Na ja“, macht Simone und klingt einigermaßen unmotiviert.
„Da hinten kommen Miloš und Lisanne“, ich weise die Straße entlang, „warten wir einfach ab, was die sagen.“
„Du immer mit deinem basisdemokratischen Affentheater“, mosert Simone und ich finde, dass sie froh sein soll, dass ich über fast alles abstimmen lasse. Bei Eelco gab es nur eine Meinung, und das war seine.
In seiner neuesten Eigenschaft als Wortkünstler verbindet Miloš unseren aktuellen Aufenthaltsort mit dem Musikmachen und kommt zum Ergebnis, dass wir Straßenmusiker werden sollten. Lisanne findet das nicht so toll. „Und wo willst du dich hinstellen mit deiner Musik? In Zuyderkerk gibt’s keine vernünftige Fußgängerzone, die groß genug ist für eine Band und Leute, die ihre Ruhe haben wollen. Und hinterher kriegen wir Hausverbot, weil wir schief gespielt haben.“
„Nein, Fußgängerzonenverbot“, weiß er es besser, und bevor mir ein ähnlicher Unsinn einfällt, sagt er: „Am besten wir gehen zu Jeremy, er kocht was für uns und wir quatschen, bis wir unsere Zeit abgesessen haben.“
Die restlichen Bandmitglieder nicken diesen Vorschlag ab und ich bin überstimmt, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben.
sechzigstes Kapitel
Schon auf dem Heimweg hat Miloš erste Vorschläge eingereicht, was er gern zu essen hätte, aber immer hat jemand etwas daran auszusetzen gehabt (außer Simone, die ist mit ihrem Auto gefahren). Als wir in den Flur kommen, greift sich Lisanne das alte Schulkochbuch vom Bücherbord, blättert es auf und bestimmt: „Nein, heute machst du bitte Kohlrouladen.“
Ich bin dagegen. „Die müssen nach der Zubereitung mindestens eine halbe Stunde schmoren, dann sitzen wir morgen noch hier.“
„Hm, das stimmt“, gibt sie zu, stellt das Buch zurück und nimmt mein neuestes Vollwertkochbuch. „Wie wär’s mit Nudelgratin mit Steinpilzen?“, fragt sie nach einigem Gucken. „Das sieht sehr lecker aus.“
„Pilze sind derzeit nicht im Angebot.“
„Nicht im Angebot?“, fragt Lisanne erstaunt, „Das heißt?“
Auf einmal steht Cokko zwischen uns im Flur. Er hat unserer nicht besonders leisen Unterhaltung offenbar schon ein paar Sätze lang zugehört und erklärt Lisanne: „Wenn er sagt, dass etwas nicht im Angebot ist, dann weigert er sich einfach, das Zeug zu kaufen. Ketschup hat er zum Beispiel auch nicht im Angebot, das muss ich immer selber kaufen.“
„Hallöchen Brüderchen“, begrüße ich ihn. „Du bist aber heute früh dran.“
„Ja, ich bin eine Viertelstunde eher aus dem Laden gekommen und konnte einen früheren Bus nehmen.“ Per Handschlag begrüßt er Miloš, Simone bekommt einen Kuss und Lisanne ein freundliches „Hallo“ gesagt. „Was treibt ihr hier? Wollt ihr die Kochbücher abstauben?“
„Jeremy kocht uns was und wir suchen aus, was er kocht. Schließlich haben wir nicht jeden Tag die Gelegenheit, umsonst im Restaurant zu sitzen“, witzelt Lisanne.
„Na, da bin ich ja mal gespannt, was es gibt“, sagt er und verzieht sich ohne weitere Worte ins Schlafzimmer.
„Was hat er?“, fragt Lisanne flüsternd, als sei ihr peinlich, wenn er ihre Frage mitbekommt.
Vermutlich war mein Bruder auf einen ruhigen Abend eingestellt, bis ich von der Bandprobe komme, und nun ist die Band ohne Probe hier. Aber das sage ich nicht, sondern: „Wahrscheinlich erwartet er Post von seinem Pa. Nachher kommt er zum Essen, dann kannst du immer noch mit ihm flirten.“
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