Noch während wir in seinem Wohnzimmer sitzen, ertönt aus dem Computer ein Signal.
„Da ist schon Cokkos Antwort“, sagt Pieter, weil ich nicht reagiere.
„Wie soll denn das gehen?“, protestiere ich, „Cokko ist noch gar nicht zuhause angekommen, wie soll er das machen?“
„Junge, du musst noch viel lernen“, seufzt er. „Es gibt so kleine mobile Elektrowunder, mit denen man unterwegs seine Emails checken kann.“
„Auch wenn er gerade im Flugzeug sitzt?“
„Na sicher. Mit entsprechender technischer Ausrüstung ist auch das möglich.“
„Und warum hat er mir dann vorher nichts geschrieben, wenn er so ein Teil hat?“
Pieter verdreht die Augen. „Sag mir mal deine Emailadresse.“
„Glaubst du, ich kenn die auswendig?“
„Siehst du. Wie hätte Cokko dir vorher schreiben sollen? Er hatte ja keine Adresse von dir.“
„Ach so“, murmele ich. „Ich dachte, das geht nur an so einem Computer.“
„Willst du dir vielleicht doch so langsam mal ein Handy zulegen? Ich berate dich auch kompetent und gehe mit ins Geschäft, damit du keinen Mist angedreht bekommst“, bietet er großzügig an und verkneift sich das Grinsen.
„Danke, nein, kein Bedarf“, grummele ich und gehe zum Rechner. Wenn Helena es in sechs Jahren Beziehung nicht geschafft hat, den Elektrokram in mein Leben zu bringen – warum sollte Pieter Erfolg haben?
Manchmal habe ich diesbezüglich das Gefühl, auf einem anderen Stern zu leben. Wildfremde Menschen, die ich irgendwo treffe, wollen meine Handynummer haben und mir SMS schreiben und so weiter. Ich werde meinen Stern jedoch nicht verlassen. Ich glaube, heutzutage ist es ein großer Luxus, stundenlang unerreichbar sein zu können. Falls jemand so verrückt sein sollte, mir eins dieser Kommunikationsgeräte zu schenken, besteht die Möglichkeit, dass ich es zuhause vergesse.
zweiunddreißigstes Kapitel
Ich bin spät dran, als ich am nächsten Mittwoch zur Bandprobe komme. Ich lehne mein Fahrrad neben die anderen an die Seitenwand der Scheune.
Drinnen erwartet mich eine Überraschung. Auf meinem Platz hinter den Trommeln sitzt ein ungefähr 16-jähriges Mädchen, das ich aus der Kirche kenne. Mit den Jüngeren habe ich allerdings nicht viel zu tun, den Namen weiß ich nicht.
Das Mädchen hält meine fast heiligen ältesten Sticks (47) in der Hand und hört Eelco zu.
„Hoi“, begrüße ich die Anwesenden und pelle mich aus der obersten Schicht meiner Kleidung. So dick eingepackt kann ich nicht ordentlich trommeln.
„Was machst du denn hier?“, fragt Eelco.
„Ist das hier die Bandprobe? Was fragst du mich, was ich hier mache?“
Wobei – Lisanne und Maarten stehen verlegen herum und weichen meinem Blick aus. Das Mädchen hinter den Trommeln weicht meinem Blick nicht aus; es hat mich noch gar kein mal angeguckt. Der einzige, der sich normal benimmt, ist Miloš. Zur Begrüßung hat er mir wie immer auf die Schulter geklopft, jetzt ist er dabei, seinen Bass auszupacken und ihn an den uralten Verstärker in Handkoffergröße anzuschließen. (48) Offenbar ist er kurz vor mir eingetroffen.
„Das ist die Bandprobe, ja, aber es ist nicht deine Band.“
„Bitte was?!“ Bin ich im falschen Film?
„Wir haben einen Schlagzeuger. Wir brauchen keinen zweiten. Du kannst gehen.“
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