17. Juli 2015

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hier tut sich eine Lücke von etwa einer Woche Dauer auf.
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(Ich hatte bisher keine Lust, darüber zu schreiben.)


fünfundfünfzigstes Kapitel

Viel zu schnell für meinen Geschmack ist die Woche schon wieder um und wir müssen nach Schiphol, um Douglas zu seinem Flugzeug zu bringen. Dieses Mal begleitet uns Simone, die netterweise auch den Fahrservice übernimmt.
Am liebsten hätte ich während der letzten Woche auch Urlaub gehabt, um mehr Zeit mit Douglas verbringen zu können, aber das ging nun mal nicht.
Leider ist auch die Vergrößerung des Fotos von Lucy mit 20 noch nicht fertig, ich hätte ihm gerne einen Abzug davon gegeben.
Als wir wieder in Zuyderkerk sind, schicke ich die beiden weg, damit sie gemeinsam den Rest des Tages verbringen, sonst fällt mein Bruder gleich in ein tiefes schwarzes Einsamkeitsloch. Douglas und ich haben so viel über Lucy gesprochen, die er immer noch vermisst, und jetzt ist sein Pa auch noch fort. Kanada ist gerade ziemlich weit weg. Vielleicht fühlt er sich zum ersten Mal in seinem Leben so richtig verlassen. Das soll er nicht ohne weiblichen Trost durchstehen müssen.

Im Wohnungsflur kündige ich mich mit einem melodiösen „Halli-Hallo“ an, das aber ohne Reaktion verhallt. Ob mein Bruder das Haus schon verlassen hat? Wo wird er denn wohl hin wollen?, überlege ich, während ich mir die Schuhe ausziehe.
Auf dem Weg in die Küche begegne ich ihm; er kommt gerade aus dem Werkstatt-Wohnzimmer. Er hat den aufrechten Gang bereits wiedererlernt, nutzt ihn aber nicht besonders begeistert. Stattdessen schleicht er vor mir her in die Küche und lässt sich am Tisch nieder, um sich an einer Teetasse festzuhalten.
Oh je, denke ich, wenn er Tee trinkt, geht es ihm wirklich nicht gut!
„Na“, macht er zur Begrüßung.
Ich räume meine Brotdose aus der Tasche und spüle meine Saftflasche mit heißem Leitungswasser aus, dann setze ich mich zu ihm.
„Danke, dass du im Laden angerufen hast“, sagt er und schiebt den Zettel mit entsprechend lautender Information hin und her. „Bin erst um zwölf aufgewacht, das wäre ein bisschen spät gewesen.“
Ist er wohl emotional ausreichend gefestigt, dass ich ihm das Foto von Lucy zeigen kann, das ich eben abgeholt habe? Oder soll ich die Fototasche einfach unauffällig auf dem Schreibtisch liegen lassen, damit er sie irgendwann findet? Ach nein, ich werde es darauf ankommen lassen. Cokko ist alt genug, um mit Kummer umgehen zu können. Das glaube ich zumindest.
„Schau mal, was ich aus dem Fotogeschäft mitgebracht habe“, mache ich ihn neugierig und gebe ihm die bunt bedruckte Papiertüte.
Cokko macht sie auf und dann macht er gar nichts mehr. Wenn ich die Stille und seinen verblüfften Gesichtsausdruck richtig interpretiere, hat es ihm die Sprache verschlagen. Ich genieße den Augenblick, denn dieses Kunststück gelingt mir nicht allzu häufig.
Endlich räuspert er sich. „Das ist toll, woher hast du es? Kann ich einen Abzug davon haben? Ich muss es Pa schicken, der wird sich wundern!“

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