17. Juli 2015

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Ich hoffe, dass ich, wenn schon ohne Großformat, wenigstens mein Original heil wiederbekomme. So stoffelig, wie die beiden Pappenheinis sich angestellt haben, bleibt mir wirklich nur die Hoffnung.
Bald nach Ende der Pause ist mein Feierabend erreicht, der Freitags besser Feiermittag heißen würde. Auf dem Heimweg tätige ich noch ein paar kleine Einkäufe, damit ich Cokko und Douglas den Rest des Tages ungeteilt zur Verfügung stehen kann.
Als ich in die Wohnung komme, stelle ich fest, dass sie gerade mal mit dem Frühstück anfangen wollen. Ach ja, erinnere ich mich, das liegt wohl am Jetlag. Douglas wird die Stunden, die wir Europäer der kanadischen Zeit voraus sind, nicht aufholen wollen, dafür ist sein Urlaub zu kurz. Also wird er sich mit der Zeitverschiebung arrangieren, so gut es geht.

„Kommt Simone heute auch?“, erkundige ich mich.
„Nein, ich hab sie für morgen eingeladen. Ich dachte, heute machen wir mal einen Männertag“, gibt mein Bruder Auskunft, „Sie kommt nachmittags und bringt Kuchen mit, du musst dich jetzt also nicht in der Küche verbarrikadieren, um ein Fünf-Gänge-Menü zu zaubern.“
„Das hatte ich auch gar nicht vor. Jetzt ist ja schon Mittag, da werde ich nichts besonderes machen und morgen wird es wohl genauso aussehen. Also muss ich nicht mehr vorbereiten als ich es sowieso tue.“
„Pa sagt übrigens, dass die Pfannkuchen so lecker waren. Wenn Pieter nicht alle mitgenommen hätte, hätte er um Mitternacht gerne ein paar davon gegessen“, erzählt Cokko und kassiert dafür einen freundschaftlichen Stoß.
„Du sollst doch nicht alles verraten!“, schimpft Douglas spaßeshalber.
„Soll ich welche backen?“, fällt mir ein, aber ich warte nicht auf eine Antwort. Wenn er keine Pfannkuchen will, esse ich sie eben alle alleine oder rufe Pieter an, dass es hier etwas abzuholen gibt. Oder Miloš. Der hat noch nie abgelehnt, wenn ich ihm ein Erzeugnis meiner Küche angeboten habe.
So weit kommt es heute jedoch nicht, denn Cokko schließt sich begeistert an. „Die kann man nämlich mit allem essen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass du keinen Zucker in den Teig tust.“
Douglas lacht. „Warum kennst du dich auf einmal mit solchen Feinheiten aus? Soll das etwa heißen, dass du unter die Köche gegangen bist?“
„Jeremy kocht ständig irgendwelche Sachen. Du müsstest das mal sehen. Mitten in der Nacht kriegt er Hunger auf Bratkartoffeln mit Rührei. Und statt bis zum Morgen zu warten, steht er einfach auf und macht sich welche. Und weil er im Winter nichts kochen konnte, musste ich das ja übernehmen. Irgendwann ist dann was hängen geblieben“, gibt er zu.
Ich habe mich gerade an den Herd verfügt und will meine Rechtfertigung nicht durch die halbe Wohnung brüllen. Mein Brüderchen übertreibt! Von wem er das wohl abgeguckt hat?
In Rekordgeschwindigkeit befördere ich fünf Pfannkuchen auf die leeren Teller, die mir in die Küche gebracht werden, dann gönne ich mir den letzten selbst.
„Ausgesprochen köstlich!“, sagt Douglas mit Betonung auf jeder vorhandenen Silbe. „Allerdings bin ich jetzt so satt, dass ich mich eigentlich schon wieder schlafen legen könnte.“
„Daraus wird nichts“, stellt sein Sohn ihn vor vollendete Tatsachen. „wir gehen nämlich jetzt zu Pieter, leihen ein Fahrrad aus und dann zeigen wir dir die Stadt.“

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