17. Juli 2015

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Allerdings habe ich keine Zeit, über solche Dinge nachzudenken, denn wenn ich nicht gerade umarmt werde oder selber umarme, erzählt Douglas von der Reise oder Cokko und ich fragen ihn dazu aus. Da das meiste davon zugleich geschieht, versteht eigentlich keiner was.
Weil ich irgendwann andeute, wir könnten gemütlicher zuhause durcheinander reden, nehmen beide McLachlans jeder ein Gepäckstück, sodass für mich nichts mehr übrig bleibt und wir streben das Parkhaus an.
Während der Heimfahrt reden wir nicht viel und erst recht nicht zugleich. Ich bin ganz gut mit Autofahren beschäftigt, sodass ich nichts zu einer Unterhaltung beitragen könnte, würde mir etwas einfallen. Douglas sitzt hinten neben Cokko und guckt oft aus dem Fenster. Manchmal sagt er „Wie hübsch“ oder „Davon hat sie auch erzählt“.

Stühle waren in unserem Haushalt in ausreichender Anzahl vorhanden, aber wir haben einen Tisch besorgt, an dem wir alle sitzen können, ohne uns ständig mit den Ellbogen oder sonstigen Körperteilen in die Quere zu kommen. Der steht in der Werkstatt, die nun eher eine Wohnstatt ist, denn zum Arbeiten ist kein Platz mehr. Cokko verteilt Teller, Bestecke und Gläser, während ich Salat mache und der vorgegarte Auflauf wieder erhitzt wird. Dafür habe ich mich richtig ins Zeug gelegt.
Ich habe Stunden in der Küche verbracht und erst einen Stapel Pfannkuchen gebacken, jeden einzeln mit einer dünnen Schicht Blattspinat versehen und aufgerollt und in eine große Glasform gelegt. Über das Kunstwerk habe ich eine (meine beste) Rahmsoße mit Muskat und vielen anderen guten Zutaten gegeben. Das Härteste beim ganzen Kochen und Vorbereiten war, dass ich mich ständig furchtbar am Riemen reißen musste, um nicht schon vorher alles aufzuessen.
Pro Person habe ich vier Pfannkuchen berechnet, aber ich fürchte, dass ich mich gründlich vertan habe. Es sieht verschwindend wenig aus, als ich die Auflaufform endlich aus dem Ofen hole.
Einhellig beschließen wir am Tisch, dass der Auflauf noch viel zu heiß ist und wir erst den Salat essen sollten, um uns nicht die Münder zu verbrennen. Überhaupt ist das viel gesünder, aber dazu sage ich besser nichts, ich will ja nicht gleich als Gesundheitsapostel dastehen.
Dann begeben wir uns daran, den Spinatpfannkuchenberg zu beseitigen und es stellt sich heraus, dass ich mich tatsächlich verrechnet habe. Cokko verspeist zweieinhalb Rollen, Douglas ist schon nach zweien gut bedient und isst nur den halben auf, weil es ihm so schmeckt, und ich bekomme nach der ganzen Aufregung auch nur zwei herunter.
Wer soll den Rest essen?
Doch kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, klingelt es an der Tür und Pieter steht im Hausflur! Der bislang treueste Verehrer meiner Kochkünste! Er gesteht mir, dass er weiß, dass wir heute Besuch haben und auch gar nicht reinkommen will, um uns nicht zu stören, aber dass er überhaupt nichts mehr im Kühlschrank hat, und jetzt ist Becks gekommen, ob ich vielleicht…?
Scheinbar bringt ihn diese Frau ziemlich durcheinander. Es ist schön, dass Pieter endlich noch einmal so hormonverwirrt in der Gegend herumläuft. Ich gönne ihm das von Herzen.
Mit den Frauen vor Becks hat er viel Pech gehabt. Denen ging es nur um seine Muskeln und sein fesches Aussehen. Ich habe nicht viel Ahnung von Frauen, aber offenbar gehen viele davon aus, dass so gutaussehende Kerle nur kurze Romanzen suchen.
Ich vermache ihm den Rest Auflauf und geleite ihn unter seinen Preisungen meiner Großzügigkeit das Treppenhaus hinab zur Haustür. Ich schärfe ihm ein, mir die Form unbeschädigt zurück zu geben (eigentlich verleihe ich nie Kücheninventar, ich hänge ziemlich an dem Kram) und verabschiede ihn dann.
Als ich zurück in der Wohnung bin, sind Vater und Sohn in eine Unterhaltung über ein mir unbekanntes Thema vertieft. Wie immer beim kanadischen Englisch verstehe ich fast gar nichts. Sie wechseln zwar sofort die Sprache, aber ich glaube, ich sollte jetzt gehen.

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