17. Juli 2015

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Im Moment arbeitet sie als Fassadenkletterin für eine Reinigungsfirma, die sich auf große Bürogebäude spezialisiert hat. Dieser Job bringt es mit sich, dass sie oft eine halbe Woche irgendwo unterwegs ist. Davor ist sie bei einem Werbeunternehmen beschäftigt gewesen und hat riesige Plakate oder Weihnachtsschmuck an Hochhäusern befestigt.
Später einmal, wenn sie genug Geld beisammen hat, will sie sich als Freeclimbing-Lehrerin selbstständig machen, doch wird das aller Voraussicht nach nicht im Inland geschehen. Hier gibt es einfach zu wenig Berge. Sie schwärmt von den französischen Pyrenäen, dort hat sie in den letzten paar Sommern während der Ferien in einer Kletterschule gearbeitet.
Das ist es vielleicht nicht, was Pieter sich für seine Traumfrau vorgestellt hatte, aber man kann im Leben nicht alles haben. Mit Becks hat er meines Erachtens schon eine ganze Menge auf einmal bekommen.
Man könnte sich über mein Urteil aufregen und einwenden, was ich damit zu tun habe, welche Frau Pieter in sein Herz schließt, aber der Besuch hatte keinen anderen Zweck. Pieter wollte sie Cokko und mir (vor allem aber mir) vorstellen und wir sollten uns in aller Ausführlichkeit beschnuppern. Bei Pieter und mir haben solche Schnuppereinheiten eine langjährige Tradition. Es vereinfacht vieles, wenn die Liebste den besten Freund mag.
Außerdem sagt Pieter zur Junggesellentour nach Dersummeroog zu. Becks scheint wirklich eine nette Frau zu sein, denn sie mault überhaupt nicht herum, warum sie nicht mitkommen darf und so weiter. Sie sagt bloß, dass sie sich dann an diesem Wochenende eine lustige Zeit mit ihren Freundinnen machen wird und damit ist das Thema gegessen.

Und dann, anderthalb Wochen vor Ostern!
Seit Februar versuchen wir schon Douglas’ Besuch bestmöglich zu planen. Man glaubt nicht, wie viele Einzelheiten dabei zu bedenken sind. Und was so alles schief gehen kann! Erst musste er seinen Urlaub verschieben, weil eine Kollegin in seiner Abteilung krank wurde und er sie vertritt, dann war das Sonderangebot der Fluggesellschaft vergriffen und so weiter. Aber jetzt hat es zum Glück endlich geklappt.
Cokko wird umso einsilbiger, je näher der Termin rückt. Es würde mir ebenso ergehen, wenn ich Mommi so lange nicht gesehen hätte. Vermutlich würde ich allerdings alle Leute zuquatschen, bis sie nicht nur Knöpfe an der Backe haben, sondern auch Klaviere, um sie an die Knöpfe zu hängen – anstatt mich in Schweigen zu hüllen, so wie mein Bruder es tut. Aber an irgendeiner Stelle müssen die Unterschiede zwischen uns ja liegen.

Man kann zwar auf komfortable Weise mit der Bahn nach Schiphol fahren, aber weil Douglas nach der Reise über den halben amerikanischen Kontinent sowie den ganzen Atlantik sicher nicht mehr nach viel Umsteigen zumute ist, habe ich von einer Kollegin in der Schule ein Auto ausgeliehen und Cokko die Hinfahrt aufs Auge gedrückt.
Zurück will ich gerne fahren, und den Weg in die heimische Garage findet das Auto bestimmt fast von alleine. Hingegen muss man sich bei der Anfahrt eines fremden Zieles ziemlich konzentrieren, da ist es besser, wenn man sozusagen automatisch Autofahren kann.

Auch wenn das typische Flughafenwetter (Regen wie aus Kübeln und Sturm) heute ausbleibt, verhält sich zumindest mein Körper so, wie er es am Flughafen immer tut: Ich bin furchtbar aufgeregt und muss ständig aufs Klo. Ich habe wirklich keine Ahnung, woran das liegt. Gibt es Flughafenangst? Wenn nein, sollte man in meinem Fall mal überlegen, das Krankheitsbild einzuführen. (73)
Und es ist genau wie zu Jahresende, als ich mit Pieter zusammen Cokko abgeholt habe. Ich komme vom Pinkeln zurück und Douglas ist schon da. Für die Zukunft muss ich mir merken, dass es sinnlos ist, wenn ich jemanden alleine vom Flughafen abholen soll. Zum entscheidenden Augenblick bin ich mit hoher Wahrscheinlichkeit woanders.
Douglas sieht noch besser als auf den Fotos aus, die er mir ja schon in rauen Mengen als Mailanhang oder „anfassbare“ Post zugeschickt hat. Wenn ich eine Frau wäre, würde ich mich auf der Stelle in ihn verknallen.

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