17. Juli 2015

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Als es dunkel wird, sind wir längst aus dem Garten zurück, haben die Erdspuren von uns (und dem Flur) entfernt und ich habe heiß geduscht, damit mein Gebibber aufhört. Miloš ist natürlich nicht kalt gewesen. Manchmal frage ich mich, ob er eigentlich Temperaturempfinden hat. Ich glaube aber nicht.
Außerdem habe ich uns was Gutes gekocht; genug für drei, denn mein Bruder will ja auch essen, wenn er kommt.
Das passiert, als wir gerade mit dem Abwasch beschäftigt sind. „Tag zusammen“, grüßt er, „Heute nicht beim Krachmachen?“
Miloš grinst und sagt ihm ein paar Yugo-Wörter (69), worauf Cokko ebenfalls grinsend etwas erwidert und aus dem Raum geht.
„Was hast du ihm gesagt?“, möchte ich natürlich jetzt erfahren. Manchmal hätte ich auch gerne so eine Art Geheimsprache.
„Ich habe gesagt, du verstehst nicht meine Kunst. Das sagt der Sänger–“
Cokko ist wieder in der Küche angekommen und unterbricht ihn: „Troubadix sagt das: „Du Banause, du verstehst nichts von meiner Kunst“. Wir haben neulich festgestellt, dass wir beide die meisten Asterixhefte gelesen haben, er auf serbisch und ich bei meinen mazedonischen Kumpels in Kanada. Ich habe Miloš gesagt, dass Kunst bekanntlich Ansichtssache ist. Du solltest vielleicht serbisch oder mazedonisch oder bosnisch oder kroatisch lernen oder was es da sonst noch gibt, dann könntest du mitreden.“
Da bin ich anderer Meinung. „Ihr könntet auch einfach niederländisch reden, schließlich habt ihr euch vorher viel Mühe gegeben, die Sprache zu lernen.“
„Der Weg des geringsten Widerstandes“, murmelt mein Bruder und guckt in die Töpfe, „Ich esse nachher.“ Damit geht er ins Schlafzimmer und ich höre am Piepen, dass er den Laptop einschaltet.

„Ieuwkje hat wegen der Strandfete geschrieben!“, ruft er kurze Zeit später von unserem Schlafzimmer-Büro durch die Werkstatt mit Sofa sowie den Flur in die Küche. „Tante O würde gerne zwei Deutsche im Doppelzimmer einquartieren. Sie fragt, ob wir wieder das Einzelzimmer nehmen.“
Ich gehe zu ihm, damit er nicht so rumschreien muss und Miloš folgt mir. Bestimmt ist er überhaupt nicht neugierig und kommt nur mit, weil er nicht alleine dasitzen will.
„Welche Strandfete?“, möchte er auch prompt wissen.
„Auf Dersummeroog, das ist die Insel, zu der Jeremy ständig segelt, gibt es am ersten Augustwochenende eine große Party, die „Strandfete“ heißt. Weil er schon oft da war und ich noch nie, will er sie mir unbedingt zeigen“, gibt Cokko bereitwillig Auskunft und schließt spöttisch: „Als hätte ich noch nie eine Party gesehen.“
„So eine Party hast du tatsächlich noch nicht erlebt“, rechtfertige ich mich.
„Kostet es viel?“, geht Miloš dazwischen.
„Zur Party kann jeder kommen, der gerade Lust hat“, erkläre ich, „die ist öffentlich. Die Überfahrt mit der Fähre kostet ungefähr 50 Euro, ich bin da nicht genau informiert. Hin und zurück. Und die Unterbringung kostet pro Nacht ab 15 Euro aufwärts, je nach dem, wo du dich einquartierst. Wir haben einen kleinen Vorteil, denn Cokko und ich haben Freunde dort, die uns für kleines Geld in ihrem Haus schlafen lassen. So müssen wir uns nur noch darum kümmern, dass wir was zu essen kriegen.“
„Und Jeremy hat auch den Vorteil, dass er nicht mit der Fähre kommt, sondern selber segelt. Ich habe leider den Nachteil, dass ich seekrank werde, deswegen muss ich die Fährkosten auf mich nehmen.“
„Na ja, wenn du so rechnest, habe ich den Nachteil, dass ich Liegeplatzgebühren im Hafen zahlen muss.“
„Es ist aber ein kleinerer Nachteil als die Kosten für die Fähre.“
„Woher willst du das wissen? Kennst du die Preise auf der Insel?“

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