17. Juli 2015

144

„Wie alt ist der eigentlich?“, erkundigt sie sich interessiert.
Ich grinse mit ihr. „Zu jung für dich.“ Mein Bruder und die Frauen, das ist ein ganz besonderes Kapitel. Leider habe ich nichts davon, seine väterliche Linie hat es ihm vermacht. Doug­las ist nämlich genauso mit Charme und Liebreiz gesegnet.
„Sag es trotzdem.“
„Ganze sechseinhalb Jahre jünger als du. Kommst du übrigens zur ersten Probe? Natürlich nur zum Zuhören, weil wir ja alte Freunde sind.“
„Ausschließlich deswegen“, macht sie. „Du versuchst scheinbar mit allen Mitteln, mich zu ködern. Wenn Eelco das hört, kannst du dich auf was gefasst machen, das wird er sich nicht gefallen lassen.“
„Was habe ich mit Eelco zu tun? Und außerdem ist es deine freie Entscheidung, zur Jesus-Pop-Band zu gehen oder zu einer anderen Band. Schließlich ist doch am wichtigsten, dass man Spaß hat beim Musikmachen.“
„Spaß?! Beim Musikmachen?“ Entgeistert schaut sie mich an. „Musik ist ein ernstes Geschäft, dabei wird nicht gelacht!“
„So weit ist es schon gekommen? Du Ärmste.“
Sie schaut zur Uhr. „Sorry, ich muss nach Hause, ich krieg nachher noch Besuch.“
Ich verabschiede mich von ihr, schließlich habe ich heute auch noch dies und das zu tun. Cokko will mir helfen, das Schlagzeug zu Stevens Backstube zu transportieren. Weil Pieters Auto uns leider nicht zur Verfügung steht, können wir uns auf ein paar Runden Hin und Her einstellen.


fünfzigstes Kapitel

Als ich endlich wieder zuhause angekommen bin, treffe ich in der Wohnungstür Miloš, der wie bestellt und nicht abgeholt herumsteht.
„Was machst du denn hier?“, erkundige ich mich erstaunt. Er geht aus dem Türrahmen und lässt mich ein.
„Wollte Cokko besuchen, um Schlagzeug anzugucken, aber bin zu früh. Vielleicht hat er Bus verpasst. Haustür war offen und von Wohnung auch.“
Ich habe die Wohnungstür offen gelassen, als ich weggegangen bin? Oh je, manchmal bin ich ziemlich unkonzentriert … „Warum hast du dich denn nicht in die Küche gesetzt?“, will ich wissen, statt mir weiter Gedanken darüber zu machen.
„Habe gesessen, aber habe gehört du kommst. Wollte nicht, dass du erschreckst.“
Ich fange an, die Einkäufe wegzuräumen und Miloš schenkt mir Kaffee ein, den er in meiner Abwesenheit zubereitet hat. Die Kaffeemühle steht auch noch da. Wenn das so weitergeht, wird sich meine Küche zu einem prima Selbstbedienungsladen entwickeln. „Und, was sagst du zu den Trommeln?“, erkundige ich mich.
„Schöne Farbe“, lacht er und winkt ab, „Ich kenne Marke nicht, aber es hat Qualität.“
„Das hab ich mir auch gedacht.“
„Cokko sagt, du hast Proberaum?“
„Jep.“ Ich tauche aus meinem Vorratsschrank auf.
Er grinst. „Wann willst du Trommeln hinbringen?“
„Das hab ich für heute geplant, Cokko wollte mir helfen. Und wenn du auch mitmachst, sind wir schnell fertig. Pieter ist nämlich leider nicht da und sein Auto hat er mitgenommen, sonst wäre es eine leichte Sache.“
Jetzt legt er sein ganzes Gesicht in Spalten und Falten. „Willst du heute schon rocken?“
Ich grinse zurück, „Hast du Zeit?“
„Klar hab ich Zeit“, gibt er begeistert Auskunft. „Wir könnten ohne Cokko transportieren.“
„Sehr gute Idee.“
Er trinkt seinen Kaffee aus und geht nach nebenan in die Werkstatt. Ich höre ihn an den Trommeln hantieren, aber im Gegensatz zu Cokko kennt er sich mit solchen Instrumenten aus (er hat ja schon damals in Jugoslawien in einer Band gespielt und kann auch selber einigermaßen trommeln), deswegen macht mich das nicht besonders nervös.
Kurz darauf liegt das ganze Schlagzeug in handlichen Portionen im Flur. In der Zwischenzeit habe ich eine Wegbeschreibung für Cokko angefertigt, damit er uns findet. Wir werden nicht so bald wieder in die Wohnung kommen, wenn das Schlagzeug erst mal steht.

Keine Kommentare: