Lisanne schnaubt. „Wird immer peinlicher. Kim-Jana hat überhaupt kein Talent, aber weil sie inzwischen mit Eelco zusammen ist, darf sie weiter gegen den Takt spielen. Sogar Denise hat mehr drauf als sie, aber die ist leider furchtbar schüchtern und traut sich nie, was zu sagen, wenn ihr was nicht passt. Wenn du mir heute sagen würdest, dass du eine Band aufmachst, würde ich morgen bei dir auf der Matte stehen. Aber womit willst du eine Band aufmachen, du hast ja kein Schlagzeug und ich denke mal nicht, dass du Gitarre spielen willst.“
Meine musikalische Karriere begann im Alter von acht Jahren mit Gitarrenunterricht, aber seit ein paar Jahren trommele ich nur noch. Lisanne kennt mich lang genug um das zu wissen. Ich verkünde ihr meine persönliche frohe Botschaft: „Rat mal, was ich seit letzter Woche in der Wohnung stehen habe? Mein erstes eigenes Schlagzeug. Du solltest dir gut überlegen, was du zum Thema Bandgründung sagst, denn das kann nicht mehr lange dauern. Ich habe nämlich auch schon einen Proberaum gefunden.“
„Das klingt wirklich ziemlich konkret“, gibt sie zu. „Wenn es dich beruhigt, ich habe nicht vor, in deiner Band Keyboard zu spielen. Man will sich ja auch mal weiterentwickeln.“
„Das beruhigt mich in der Tat. Du könntest stattdessen singen. Irgendwer muss das ja machen, und ich finde, du hast eine schöne Stimme.“
Lisanne grinst geschmeichelt, fragt aber: „Was macht Miloš? Habt ihr noch Kontakt?“
„Wieder, würde ich sagen. Nach meinem Abgang aus der Jesus-Pop-Band hab ich ihn wochenlang nicht zu Gesicht gekriegt, keine Ahnung, was er getrieben hat. Zum Glück hat er neulich Cokko in der Stadt getroffen. Er dachte, wir könnten Brüder sein und hat ihn angequatscht. Heute oder morgen will ich ihn mit der Tatsache vertraut machen, dass er seinen dicken Hintern wieder zu hausgemachter Musik bewegen kann.“
„Miloš und dicker Hintern? Ts“, macht sie und mustert mich in meiner ganzen Pracht. (67) „Also, wenn er mitmacht, fehlt dir nur noch einer, der Gitarre spielt. Fertig ist die Band.“
„Ja, ich habe schon Zettel geschrieben, auf denen so was im Sinne von „Band sucht Gitarre“ steht. Die geb ich dem Steven von Stevens Broodjes, der will sie in allen seinen Läden aufhängen, dann weiß es bald die ganze Region.“
„Wieso willst du die Zettel in Brotläden aufhängen lassen? Und warum hängst du sie nicht selber auf? Meinst du nicht, dass dieser Steven besseres zu tun hat? Und überhaupt, wie kommst du eigentlich auf ihn?“, lässt sie Fragen am laufenden Band ab.
„Aha, das hab ich dir noch nicht erzählt. Mein Proberaum ist oberhalb seiner Backstube. Er ist ein netter Kerl, glaub ich. Aber was die Sache mit der Gitarre betrifft“, fällt mir ein, „könnte ich auch mal meinen Bruder fragen, der hat bestimmt irgendwo von irgendwem gehört, der eine Band sucht und zufällig ein Super-Gitarrist ist. Der Knilch hat ein phänomenales Namensgedächtnis.“
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