„Ist dir gerade eingefallen, dass du Hunger hast oder was hat das miteinander zu tun?“, erkundige ich mich lachend.
„Na ja, wir können ja nicht die ganze Zeit hier herumsitzen und nichts tun. Reden kann ich auch beim Kochen, und du redest sowieso bei allen Dingen, die du tust.“
„Bäh“, mache ich. Natürlich hat er Recht, aber es klingt nicht gut, wie er das so sagt.
(Nebenbei gesagt würde es mich sehr interessieren, wie es um das Jesusleben meines Bruders bestellt ist. Er weiß sehr viele Dinge über den Glauben, die Bibel und alles drumherum; er sagt, er hat das als Kind von seinen Eltern gelernt und von der kanadischen Oma, aber ich fürchte, es handelt sich nur um Wissen und nicht um Glauben. Und im Gehirn nutzt das Jesus-Wissen nichts, es muss im Herzen ankommen. Ich habe ihn auch schon danach gefragt, aber er hat so ausweichend geantwortet, dass ich nicht weiter darauf eingegangen bin.)
Weil Cokko nicht weiß, was uns dazwischen kommen kann (66), zockeln wir also los zu Mommi. Mein Bruder kann es nicht abwarten und erklärt schon im Flur, was er wissen will.
Kopfschüttelnd guckt sie zwischen uns hin und her. „Ihr kommt auf Gesprächsthemen, Jungs“, macht sie und fragt: „Wollt ihr mit mir essen?“
Natürlich wollen wir.
Als wir bei ihr am Tisch sitzen, sagt sie: „Also, Cokko, auch wenn dir das vielleicht nicht gefällt, aber ich glaube, Jeremy hat Recht. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mal ohne Jesus gelebt hätte. Er konnte kaum reden–“
„Was früh angefangen haben dürfte“, unterbricht er unqualifiziert, wodurch ich mich zu der Bemerkung hinreißen lasse: „Bei dir hat es bestimmt gedauert, bis du fünf warst.“
Mommi schnalzt mit der Zunge. „Manchmal benehmt ihr euch wie richtige Brüder. Hier eine Provokation, da ein kleiner Streit. Irgendwie beruhigt mich das, denn dieser ständige Friede zwischen euch ist ja nicht zum Aushalten.“
Cokko sieht ein, dass er der Geschichte um den Start meines Jesus-Lebens so nicht auf den Grund kommt und er bittet freundlich: „Was war, als Jeremy kaum reden konnte?“
„Er konnte kaum reden, da hat er mich gefragt, ob er eines Tages in den Himmel kommt. Ich hab ihm erklärt, wie das ist mit Jesus und Gott, und da hat er gesagt, dass er ab jetzt immer lieb sein will, damit Jesus nicht umsonst gestorben ist.“
„Was natürlich geklappt hat“, wirft Cokko überaus zweifelnd ein.
„Na ja, man kann ja doch sehen, dass dein Bruder ein ganz normaler Mensch ist, oder?“, fragt Mommi zurück. „Er ist nicht immer lieb gewesen. Aber er hat jeden Abend ein Nachtgebet gesprochen, auch wenn ich nicht bei ihm am Bett gesessen habe. Ich gehe davon aus, dass es ihm ernst war.“
„Und woher wusste er das alles?“
Langsam komme ich mir vor, als wäre ich unsichtbar. „Woher wohl!“, mische ich mich ein, „Zum Beispiel aus dem Kindergottesdienst, oder wenn Mommi mir aus der Kinderbibel vorgelesen hat oder wenn Popp den alten Missionar besucht hat.“
„Welchen alten Missionar?“, will mein Bruder prompt wissen.
Jetzt antwortet Mommi. „Hier in Zuyderkerk hat damals ein alter Missionar gewohnt, der lange Jahre in Indonesien gearbeitet hatte. Willem hat ihn oft zusammen mit Jeremy besucht und dann haben sie über alles zwischen Himmel und Erde geredet.“
„Ich dachte immer, dass so kleine Kinder nichts mitkriegen.“
„Davon gehen leider viele Leute aus, unter anderem auch die in der Kirchengemeinde. Deshalb gibt es den Kindergottesdienst erst ab vier Jahren. Wenn es nach mir ginge, würden schon die ganz Kleinen mit dabei sein.“
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