Apropos Geld, da ist neulich ein Regen auf meinem Konto niedergegangen, den man schon als ausgewachsenen Gewitterschauer bezeichnen muss. Einen Tag vor Eingang der Summe rief mich zu meiner grenzenlosen Überraschung Cora an und teilte mir mit, dass sie sich bei dem Kinderwagenhersteller über die unsichere Bremse an Liobas Gefährt beschwert und mit einer Klage gedroht habe. Der Hersteller habe daraufhin mächtig kalte Füße bekommen und ihr anstandslos einen Betrag von 2.000 Euro als Schadensersatz angeboten.
Weiter berichtete sie, sie habe anklingen lassen, was mir bei der Rettung ihres Kindes vor dem Sturz in die Dornen widerfahren sei – und dabei hat sie offenbar nicht eine Schramme ausgelassen! (65)
Die Herstellerfirma habe unter Entschuldigungen und Versprechungen, die ganze Produktionsreihe zurückzunehmen und erst generalüberholt wieder auf den Markt zu lassen, ganze 2.000 Euro draufgelegt.
Weil Cora der Ansicht ist, dass meine Schmerzen größer waren als ihr Schreck, wolle sie mir also die letztgenannten 2.000 am Stück vermachen, außerdem sei sie mir das schuldig und nun benötige sie meine Kontodaten.
Das ist der lukrativste Knochenbruch, den ich je hatte.
Die Schuhe sind fertig geputzt. Cokko nimmt mir den Besen aus der Hand und fegt den Dreck zusammen. Dann holt er Handfeger und Schaufel und befördert Zeitung und Sand in die Tonne mit den Sägespänen in der Werkstatt.
„Geht das denn mit der Miete, dass du schneller fertig bist mit Sparen?“, erinnert er mich an seine letzte Frage, als er wieder im Flur steht.
Ich schüttele den Kopf. „Das könnte ich so machen. Aber ich hab ein Konto für solche Sparsachen. Da ist schon ein bisschen Geld drauf, das ich auf eine Zeit festgelegt habe, dann bekomme ich mehr Zinsen.“ Ich ziehe meine Schlappen an und wir gehen in die Küche, wo wir uns am Tisch niederlassen.
„Würde ich mein Geld also früher haben wollen, um mir was zu kaufen, auf das ich spare, würde ich nicht so viele Zinsen bekommen. Das hat mir jedenfalls die Sparkassenlady erklärt, als ich neulich bei ihr war.“ Bei ihr klang alles ganz logisch und vernünftig. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Man kann diesen Leuten, die mit Geld hantieren, irgendwie nie richtig trauen. Schließlich hört beim Geld die Freundschaft auf, sagt man.
„Und wann kannst du zum größtmöglichen Vorteil an dein Geld ran?“, möchte Cokko wissen. Er holt zwei Gläser aus dem Schrank und füllt sie mit O-Saft.
„In drei Wochen.“
„Ah, das dauert ja gar nicht mehr lange. Weißt du schon, welches Schlagzeug du nimmst?“
Ich schüttele noch einmal den Kopf. „Ich wollte erst losgehen und eins aussuchen, wenn ich das Geld habe. Und jetzt könnte ich ja sowieso nichts damit anfangen. Der Gips würde mich noch viel mehr nerven, als er es sowieso tut, wenn hier ein neues Schlagzeug herum stehen würde.“
„Aber was machst du, wenn du vorher ein Schlagzeug findest, das dir total gut gefällt?“
„Gesetzt den Fall, dass etwas total unrealistisches eintritt, weil ich ja nicht vor Ablauf der Frist losgehe, um ein Schlagzeug zu finden und es mir quasi von selbst über den Weg läuft?“, ich warte sein Nicken nicht ab, „In diesem außergewöhnlichen Fall muss ich bei allen netten Leuten betteln gehen.“ Mein Glas ist leer und ich schütte mir erneut Saft ein. Leider gerät die nicht mehr ganz volle Packung bzw. ihr Inhalt aus dem Gleichgewicht und es läuft mehr Saft aus, als in das Glas passt. Der Saft verteilt sich rasch über den Tisch und läuft auf den Fußboden. Schimpfend springt Cokko auf und holt einen Lappen, um die Flut wegzuwischen.
Als die Trockenheit der Küche wiederhergestellt ist, guckt er mich skeptisch an und fragt: „Ist was nicht in Ordnung bei dir?“
Erstaunt sehe ich auf. „Wieso?“, frage ich. Er fragt nicht häufig einfach so mitten am Tag nach meinem Befinden.
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