Nach dem Telefonat (und dem Rest Kartoffelpüree) schlafe ich ein bisschen, denn mein Leben ist im Moment ganz schön anstrengend, und als ich aufwache, kommt das Abendessen und zugleich Cokko. Allmählich frage ich mich, was er eigentlich die ganze Zeit macht, während ich schlafe.
Bei der Visite am Donnerstagvormittag erfahre ich, dass ich nach den abschließenden Untersuchungen morgen entlassen werden kann. Dr. van der Sar nimmt mir das Versprechen ab, solange ich noch auf der Insel bin, jeden Tag zu ihm in die Ambulanz zu kommen und zuhause jeden zweiten Tag zu meinem Hausarzt, damit man die Genesung des Armes beobachten könne.
Ich glaube, das ist keine normale Chefarztbehandlung. Wahrscheinlich ist mir immer noch nicht klar, wie heftig es mich erwischt hat – und wie viel heftiger es hätte ausgehen können.
Am nächsten Vormittag kreuzen Cokko und Ieuwkje auf der Station auf, packen meine Sachen zusammen und bugsieren mich mit der gebotenen Vorsicht in ein vorm Haus wartendes Taxi. Darin ist nämlich mehr Platz als in Ieuwkjes Auto. Obwohl sie einen großen stabilen Schirm über mich halten, werde ich beim Ein- und Aussteigen nass, denn es stürmt und regnet kräftig.
Ich finde die frische kalte Luft allerdings sehr angenehm, denn ich bin vor fast einer Woche zuletzt draußen gewesen.
Sie haben mir ein Bett im Anbau hergerichtet, da muss ich keine Treppenstufen bewältigen, um von einem Zimmer ins andere zu kommen. Dr. van der Sar hat es nämlich ausdrücklich gesagt: ich muss jetzt auch aufstehen und jeden Tag ein paar Schritte gehen, damit mein Kreislauf in Schwung kommt. Das ist wichtig fürs Gesundwerden.
Tante O verwöhnt mich nach Leibeskräften und ich bekomme zu essen, was und wie viel ich haben möchte. Mittlerweile weiß fast die ganze Insel, was mir widerfahren ist (der Unfall, bzw. das, was Lioba nicht passiert ist, hat es sogar in die Eilanden-Nieuws geschafft!) und gegen Abend kommen Anno und seine beiden Kumpels Marc und Boje zu Besuch. Boje bringt seine Schwester Sonneke mit, und nun, da ich sie zusammen vor mir habe, ist mir klar, dass ich Sonneke schon oft gesehen habe.
dreiundvierzigstes Kapitel
Tante O und Ieuwkje haben uns erst fortgelassen, als Dr. van der Sar mit dem Heilungsverlauf meiner diversen Körperteile zufrieden war und die Schiene gegen einen festen Gips getauscht hatte. Zuhause ist es trotz allem entspannter, auch wenn wir auf viel Service verzichten müssen. Meines Bruders Kochkünste reichen nämlich nicht wesentlich über „Spaghetti mit Ketschup“ hinaus.
Noch auf Dersummeroog hat er sich einen Job in einem Computerladen in Medemblik (61) organisiert, denn er will die Zeit bis zum Studienbeginn sinnvoll überbrücken.
Dort hat er am ersten Februar angefangen, sodass sich unsere Tagesrhythmen sehr schnell auseinander entwickeln. Warum soll ich früh aufstehen, wenn ich danach doch nur den ganzen Tag herumhänge?
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