4. Juli 2015

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Ich überlege, wie ich Cokko möglichst unauffällig fragen kann, ob er mit Alison zusammen ist (es sieht nicht danach aus, aber was weiß ich diesbezüglich schon von meinem Bruder), oder ob er immerhin weiß, dass sie in ihn verschossen ist.
„Machst du die Dinger zuhause auch mal?“, fragt er, bevor ich etwas fragen kann.
Hurra! Ich habe einen neuen Fan meiner Pfannkuchenkünste gewonnen! „Klar“, verspreche ich erfreut und setze mich wieder zu ihm an den Tisch.
„Falls du übrigens fragen willst, ich weiß, dass Alison in mich verknallt ist. Ich bin ja nicht blind. Aber sie ist nicht mein Typ.“
„Aha“, mache ich, „Und was ist dein Typ, wenn ich mal so fragen darf?“
„Blond. Und… ach, eigentlich wie Ieuwkje, also äußerlich, aber sag ihr das nicht. Sie ist mir zu alt. Die ist doch so… so alt wie du, oder?“
„Danke, dann weiß ich ja Bescheid“, sage ich gespielt finster, „Wenn ich dir zu alt bin!“
„Quatsch, Opa, bei dir ist das doch was anderes.“ Er knufft mir in die Rippen und beschwert sich prompt: „Aua. Kannste mal ein bisschen mehr essen, damit das nicht so weh tut? Man holt sich ja blaue Flecke, wenn man dich haut.“
„Hau mich doch nicht.“
„Sag mal, gibt es das eigentlich, dass dir mal zu was nichts einfällt? Du bist ja schlimmer als ‘ne Frau!“, regt er sich auf. Das bringt mich erst recht zum Lachen.
Mitten in unserem Gelächter geht die Küchentür auf und Alison kommt einen halben Schritt herein. „Ihr seid doch auch zu Annos Fete eingeladen, oder?“, fragt sie.
Wir nicken in erstaunlicher Einhelligkeit.
„Wie wär’s dann, wenn ihr mal langsam was anziehen würdet? Dann könnten wir zusammen hin fahren. Wenn ihr vielleicht mal auf die Uhr guckt, werdet ihr feststellen, dass die Fete in ein paar Minuten los geht.“ Weil sie bei ihrem prüfenden Rundblick keine Uhr entdeckt (die hängt hinter ihr über der Küchentür), gibt sie zusätzlich kund: „Es ist kurz vor neun.“
Hier ist es dann vorbei mit unserer Einhelligkeit. Ich will sofort aufstehen, denn ich komme ungern zu spät, aber Cokko bleibt sitzen. Demonstrativ lehnt er sich zurück und sagt: „Ich bin bei Feten nie pünktlich. Meistens geht das doch sowieso erst nach zehn los, vorher ist es voll langweilig.“ Zu mir sagt er: „Wenn du da solange versauern willst, nur zu.“
Das leuchtet mir ein und ich mache es mir wieder gemütlich.
„Kommt ihr also nicht mit?“
„Nee. Später“, macht Cokko. „Du kannst auch hier bleiben, wenn du willst.“
Alison schnaubt, „Das ist aber nett von dir. Und, was soll ich hier? Euch beim Gackern zuhören? Na, danke, da kann ich auch auf Annos voll langweiliger Fete versauern.“ Damit rauscht sie aus der Küche und kurz darauf hören wir die Haustür ins Schloss fallen.
Als vorm Haus ein Auto gestartet wird, das dann zügig weg fährt, macht Cokko „Puh.“
„Ich würde mal sagen, dass sie jetzt nicht mehr in dich verknallt ist“, stelle ich eine nicht besonders gewagte These auf.
„Scheint mir auch so.“
Er klingt nicht, als wäre er nun todtraurig. „Meinst du, die sagt es Anno?“, fällt mir ein.
„Ach, und wenn. Er weiß sicher selbst, dass Feten vor zehn langweilig sind. Deswegen hat er bestimmt drauf verzichtet, um acht anzufangen mit seiner Fete.“ Cokko räkelt sich auf der Bank. „Was ziehst du denn an?“, will er wissen.
„Weiß nicht“, sage ich, weil ich mir zugegebenermaßen noch keinen einzigen Gedanken darüber gemacht habe. Dann zeige ich auf meine Sachen, „Das hier.“
Cokko macht eine vergleichsweise angewiderte Grimasse. „Das ist doch nicht dein Ernst! Du gehst auf eine Fete, Mensch! Mal ehrlich, du bist doch kein Opa. Also zieh dich mal an wie ein Kerl, der … ähm … sechsundzwanzig ist.“

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