4. Juni 2015

9

Wie will sie mir helfen und womit? Aber ich sage: „Ja, mach ich. Bis morgen.“

Nachmittags kann ich mich gerade wieder einigermaßen bewegen, als Helena kommt, um mir den Rest des Tages zu versauen.
Sie hat ein frisches Parfum aufgelegt, ich kenne den Duft nicht. Und sie guckt mich an, als müsste ich ihr etwas erklären, dabei könnte man auf den Gedanken kommen, dass es eher andersrum ist. Aber eigentlich will ich gar nichts hören. Ich will nur, dass sie ihre Möbel nimmt und abhaut und mich in Ruhe lässt.
„Und“, fängt sie an, „Hast du dir überlegt, was du behalten willst?“
„Nein“, knurre ich. „Sag erst mal, was du haben willst.“
Helena holt einen Notizblock aus der Handtasche (na klar, denke ich, Helena macht immer zu allem eine Liste) und geht mir voraus ins Bad. „Wie gesagt, das Schränkchen und die Deko. Die Handtücher teilen wir, dachte ich. Du die bunten, ich die weißen. Okay?“ Sie wartet keine Antwort ab und geht weiter ins Wohnzimmer. „Die Musikanlage habe ich damals bezahlt, die nehme ich natürlich mit. Und meine CD-Sammlung sowieso. Suchst du bitte deine CDs raus?“
Wieder habe ich keine Zeit zu antworten. „Die Bilder nehme ich auch mit und den Teppich.“ Sie weist mit ihrem Kugelschreiber auf den rosaroten Flokati, der zwischen Sofatisch und Fernsehschrank liegt.
„Das fusselige Teil hat mir eh’ nie gefallen. Bin ja nicht im Puff“, grunze ich.
Helena mustert mich von der Seite, spart sich aber den Kommentar. „Außerdem möchte ich den Fernseher samt Schrank haben.“
„In Ordnung“, sage ich frostig. „Dann bleibt die Stereoanlage hier.“
„Die hatte ich aber bezahlt!“, protestiert sie.
Du blöde geizige Zicke! „Richtig, du hast sie bezahlt, aber in dem Monat habe ich vermutlich das ganze Essen bezahlt und wenn wir ins Kino gegangen sind, hab ich dich höchstwahrscheinlich eingeladen, also hör mit dem Scheiß auf, was du alles bezahlt hast!“, fauche ich.
„Ist ja schon gut, reg dich ab“, macht sie beschwichtigend. „Also kriege ich den Fernseher samt Schrank und du behältst die Stereoanlage. Wenn ich den Fernseher bekomme, gehört mir logischerweise die DVD-Sammlung“, sagt Helena jetzt und geht weiter ins Schlafzimmer, den letzten Raum unserer (nein, meiner) Wohnung. „Ach übrigens, diese wunderschöne Couch­garnitur da drüben darfst du behalten.“
Die blassgrünen Möbel haben wir damals als allererstes gekauft. Will sie mich damit fertig machen? Na warte, nehme ich mir finster vor.
„Der Kleiderschrank und die Wäschekommode sind bis auf deine Sachen leer, das geht schnell, sie rauszubringen. Falls du dich erinnerst, die hatte ich mitgebracht. Das Bett kannst du behalten, das brauche ich nicht.“
„Nee, du bist bei Schwabbel-Vince besser aufgehoben, was?“, rutscht es mir heraus, obwohl ich gar nichts dazu sagen wollte. Der braucht bestimmt gar kein Bett, so fett wie er ist.
„Eifersüchtig?“, fragt sie schnippisch.
Ich schnaube nur. „War’s das jetzt von deiner Liste?“
„Ja, was die Möbel betrifft. Außerdem nehme ich meine Bücher und die Pflanzen mit und was hier sonst noch von mir ist, und das Regal in der Küche möchte ich auch haben. Und, ach ja, das Schuhregal brauchst du nicht, das nehme ich auch mit.“ Sie guckt sich um und fragt dann: „Hast du vielleicht noch irgendwelche Wünsche?“
Ja, nämlich dich so schnell wie möglich loszuwerden, denke ich. „Wann werd ich den Kram los? Holst du alles selbst ab oder muss ich hier sein? Wann krieg ich deinen Schlüssel?“
„Den Schlüssel kriegst du, wenn ich meine Sachen komplett habe. Und wann ich die restlichen Sachen abholen werde, weiß ich noch nicht, aber ich ruf dich vorher an. Okay?“
Wieder ist es nur eine rhetorische Frage, sie wendet sich ab und geht an mir vorbei zurück in die Küche. Dort macht sie das Fenster auf und winkt heraus. Kurz darauf steht Kristien in der Wohnung und hilft ihr, die ersten Stücke aus dem Haus zu schaffen.

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