30. Juni 2015

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„Eishockey. Das hab ich in unserer Schulmannschaft gespielt, ich war im Angriff. Und natürlich Skifahren, Snowboarden und klettern. Damit sieht’s ja hier nicht so gut aus, fürchte ich. Ich glaub, ich muss mir ein paar neue Sportarten ausdenken.“
„Du könntest Fußball spielen. Fast jedes Dorf hat mindestens einen Fußballverein. Und ach ja, wenn du gut im Schlittschuhlaufen bist, kannst du auch Eisschnelllauf machen. Dadrin sind wir Niederländer Weltspitze. Immer abwechselnd mit den Deutschen.“
„Ach, vielleicht fällt mir da selber was ein“, bremst er mich aus, um von etwas anderem zu reden: „Was ist neben Sport noch dein Hobby?“
„Trommeln. Und kochen. Ein paar Leute aus meiner Kirche haben eine Band, das ist die Jesus-Pop-Band, da spiel ich seit ein paar Jahren mit. Und dass ich gerne koche, wirst du dann ja mitkriegen, wenn du bei mir wohnst. Allerdings muss ich dich vorwarnen. Ich koche vollwertig-vegetarisch. Bei mir gibt’s kein Fleisch.“
Cokko nickt. „Ich glaube nicht, dass man ohne Fleisch verhungert. Habt ihr auch Auftritte, du und deine Band?“
„Eher selten. Wir spielen meist so für uns selber.“
„Wollt ihr nicht auf die Bühne?“
Ich hebe die Schultern. „Ich kann das bei der nächsten Bandprobe mal einbringen, aber … nee, das ist nicht so unseres.“ Ich gucke ein paar Atemzüge lang in die Gegend, dann sage ich: „Eigentlich … also ganz ehrlich, hab ich keine Lust drauf, mit der Band irgendwo öffentlich zu spielen.“
„Aha … warum nicht?“
Ganz ehrlich? Ich find die Musik voll peinlich. Die Band will mit ihren Liedern Gott anbeten. Das will ich auch. Aber nicht mit Popmusik.“
„Ach, warte“, unterbricht er mich, obwohl ich ja fertig war mit meinem Satz, „Deine Lieblingsmusik hat viel mit schneller Bewegung zu tun. Also magst du wahrscheinlich Punkrock. Ja?“ Gespannt guckt er mich an.
Ich muss lachen, „Ich hab es noch nie ausprobiert, ich kenne leider keine Punkband, die einen Trommler braucht, aber warum nicht? Einer aus der Band, also der Bassist, der ist auch kein Popmusiker. Vielleicht fangen wir irgendwann mal was eigenes an. Kannst du auch ein Instrument?“
„Nein, aber wenn ihr Punk macht, ist das ja nicht so wichtig, oder? Ich könnte Gitarre spielen, das wollte ich immer schon mal ausprobieren.“
„Ähm, ich glaub, Punk ist doch nichts für mich“, rudere ich eilig zurück. „Dafür bin ich zu perfektionistisch, und der Miloš gibt sich auch nicht mit halben Sachen zufrieden.“
„Aber warum geht ihr nicht weg von der Band, wenn ihr die Musik sowieso nicht mögt?“
Ach ja, die Frage, die sich jeder stellt. „Weil ich kein eigenes Schlagzeug habe. Ohne das kann ich nicht trommeln und was soll ich dann mit einer eigenen Band?“
„Hm, das stimmt natürlich.“
Ich habe keine Gelegenheit, mal nach seinen Hobbys zu fragen, denn Mister Themenwechsel ist mal wieder schneller: „Der Miloš – ist das dein bester Freund?“
„Nee. Mein bester Freund heißt Pieter. Wir kennen uns schon fast immer und er wohnt auch in Zuyderkerk. Mit dem Miloš ist das nicht so einfach, weil der nur sehr schlecht niederländisch kann. Außer der Musik haben wir nichts gemeinsam, glaub ich, zumindest haben wir noch nichts gefunden.“
„Magst du ihn also nur, weil er kein Popmusiker ist?“
„Oh weia, das sind jetzt aber mal Fragen!“, entfährt es mir.
Besänftigend hebt Cokko die Hände und sagt als Entschuldigung: „Das ist halt schwierig, über so völlig fremde Leute zu reden.“
„Gut, dann red doch mal über Leute, die du gut kennst. Zum Beispiel deine Freunde“, rege ich an, damit er nicht die ganze Zeit nur mich ausfragt.

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