Verlegen sagt er: „Am liebsten Pommes und Steak mit Zigeunersoße.“
Sie nickt und fragt mich: „Für dich ein Seelachsfilet?“
„Gerne. Wenn du mich lässt, helfe ich dir dabei. Dann dauert es nicht so lange.“
„Helfen?“, lacht Ferdinand, „Gib es zu, du willst nicht helfen, sondern naschen.“
Henk findet das lustig. „Nee, Ferdinand, du hättest bestimmt nicht angeboten, dich mit in die Küche zu stellen, du wärst einfach so da aufgetaucht, um was aus dem Topf zu klauen!“
Die Gastgeberin ist kommentarlos in die Küche verschwunden und ich folge ihr. Wenn wir warten wollten, bis die beiden zu Ende gezankt haben, hätten wir abends immer noch nichts gegessen, Einigung hin oder her. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie um Tante O kämpfen. Wenn die nämlich nicht dabei ist, sind die alten Streithähne ausgesprochen friedlich.
Nach dem Essen bittet sie um Ruhe, um ihren Mittagsschlaf machen zu können und auch ihre beiden alten Freunde verkrümeln sich. Cokko und ich gehen ins Wohnzimmer, wohin mein Bruder noch eine Nase voll Küchenduft mitnimmt. Während er sich in den altmodischen Ohrensessel fläzt und ich den Comic mit den lustigen Fischen nehme, in dem ich zuletzt auch schon gelesen habe, sagt er: „Die Tante O kann gut kochen. Besser als Pa.“
„Hat er bei euch zuhause gekocht oder Lucy?“
„Beide. Früher, als sie noch gearbeitet hat und er abwechselnd Früh- und Spätschicht hatte, hat er oft nach Frühschicht gekocht. Dann war Ma nämlich noch nicht zuhause, wenn ich aus der Schule gekommen bin. Unsere Schule hatte zwar eine Mensa, aber weil ich ganz in der Nähe gewohnt habe, bin ich oft über Mittag nach Hause gegangen. Natürlich nur, wenn einer da war.“
„Bist du gerne in die Schule gegangen?“
Er grinst. „Ja.“
„Und warst du auch gut?“
Er grinst noch mehr. „Ja. Und du?“
Erst mal muss ich was anderes wissen: „Warum grinst du so?“
„Ach, das hier hört sich sehr nach dem Beginn einer Freundschaft an. Wir quatschen über die Schulzeit und solche Sachen. Ich finds toll.“
„Ich auch. Also, ich bin meistens gerne in die Schule gegangen. Manchmal hatte ich keine Lust, dann wollte ich lieber andere Sachen machen. Manchmal hab ich geschwänzt, aber wenn Mommi oder Popp dahinter gekommen sind, gab es Ärger, da hatte ich noch weniger Lust drauf. Aber so insgesamt war es erträglich. Und ich war in allen Fächern gut, bei denen Stillsitzen nicht so wichtig ist. Also Sport, Werken und so weiter.“
„Als hätte ich es geahnt“, lacht er. „Welchen Sport machst du am liebsten?“
„Ich glaub, am besten bin ich im Tischtennis. Schwimmen kann ich auch gut. Früher hab ich am liebsten Basketball gespielt, aber das darf ich leider nicht mehr.“
„Warum nicht?“
„Ich hab mir mal bei einem Spiel fast alle Bänder im linken Knie zerrissen. Da meinte der Doc hinterher, Basketball wäre besser nicht mehr meine Sportart. Na ja, und die meisten anderen Sportarten mit mehreren Leuten und einem Ball auch nicht mehr. Das ist ziemlich schade, aber was soll’s. Ich brauche mein Knie noch ein paar Jahre.“
„Du hast es nicht so mit der linken Seite, he?“
„Warum?“
„Gestern oder vorgestern hast du von dem Ellbogenbruch erzählt, der war ja auch links.“
„Hm“, mache ich. Darüber hab ich noch nie genauer nachgedacht.
„Und Segeln und Radfahren?“
„Was ist mit Segeln und Radfahren?“, will ich wissen.
„Das sind doch auch Sportarten. Soweit ich das beurteilen kann, kannst du sie auch gut.“
„Nee. Das hat nichts mit Sport zu tun, sondern das ist Fortbewegung. Jetzt aber mal zu dir, was sind deine Lieblingssportarten?“
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