30. Juni 2015

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„In Prinzip doch. Am ersten Augustwochenende ist die Strandfete, Dersummeroogs größte öffentliche Party, und da hab ich in den letzten fünf Jahren auch mitgemacht.“
„Hast du nicht gesagt, dass du nicht so ein Feiertyp wärst?“
„Doch, habe ich. Aber besondere Umstände erfordern besondere Ausnahmen.“
„Eine Ausrede für fast alles“, brummt er.

Das Ladenlokal, in dem sich meiner Erinnerung zufolge das Internetcafé befand, enthält ein Geschäft mit Taschen, Jacken, Strandspielzeug, Geschenkartikeln und so allerhand Kram. Eine Verkäuferin ist noch drinnen und staubsaugt die Fußmatten, und ich frage sie, wo das Café hingezogen sein könnte. Sie weiß davon nichts, sagt sie, und es hat auch niemand mal von einem Internetcafé gesprochen, in all der Zeit, die sie schon hier arbeitet. Ich frage nach, wie lang das ist und sie sagt, dass es ungefähr drei Jahre sind.
Als wir wieder auf der Straße stehen, lacht Cornelius mich aus: „Seit über drei Jahren ist hier schon ein ganz anderer Laden und du glaubst immer noch, dass ein Internetcafé drin ist? Scheint so, dass du dich nicht besonders gut auf deiner Lieblingsinsel auskennst.“
Ich winke ab. „Internetcafés sind halt nicht wichtig für mich, und Strandspielzeug brauche ich auch nicht.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Nach Hause fahren und morgen in die Bücherei gehen.“
„Kannst du nicht einen von deinen Kumpels hier auf der Insel fragen? Die sind bestimmt nicht alle so … ähm, technisch gesehen rückständig wie du.“
„Mit den Leuten hab ich überhaupt nichts zu tun, außer wir sehen uns in der Kneipe oder bei der Strandfete oder es wird mal gegrillt. Ich käme mir sehr komisch vor, wenn ich sie jetzt einfach so um einen Gefallen bitten würde.“
„Ich dachte, du und der Anno, ihr wärt Freunde.“
„Nee. Seine Perle ist eine gute Freundin von meiner Ex.“

Als wir zurück in der Pension sind, erweist sich, dass wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. „Geht doch an meinen Computer“, lädt Tante O uns ein, nachdem sie von unserem Kommunikationsproblem erfahren hat. „Wartet, ich räume ein bisschen auf, damit ihr beide Platz habt.“
„Das könnte aber ein bisschen länger dauern“, deutet Cornelius an.
„Morgen früh um sieben möchte ich in dem Raum meine Frühgymnastik turnen, bis dahin habt ihr Zeit. Da kann es von mir aus auch ein bisschen viel länger dauern.“
Ihr Computer steht im Büro, das sich im Anbau befindet. Drinnen erwarten uns moderne Bücher- und Aktenregale, ein Schreibtisch mit besagtem Computer nebst großem Bildschirm und Multifunktionsdrucker.
„Wow“, entfährt es mir beeindruckt.
„Dachtest du, ich mache meinen Zimmerbelegungsplan auf Papier?“, lacht die alte Tante mich aus. „Ich gebe ja zu, ich habe mich eine Weile gegen die Sachen gesträubt und es ist nur Ieuwkje zu verdanken, dass immer alles so gut funktioniert, aber ich kann mir die Arbeit nicht mehr ohne vorstellen.“
Sie zeigt mir, wo ich einen zusätzlichen Stuhl finde und lässt uns dann alleine.
Auf einmal habe ich keine Lust mehr, mit Cornelius’ Pa zu reden. „Muss das wirklich heute sein? Es ist doch schon so spät.“ Vor allem habe ich keine Lust, über Lucy zu reden.
„Dann ist es umso besser, denn du musst zwischen eurer Zeitzone und unserer Mounten Standart Time acht Stunden zurückrechnen. Wenn es hier also gerade zehn Uhr abends ist, ist zuhause früher Nachmittag. Wahrscheinlich erwischen wir Pa an seiner Arbeitsstelle, aber vielleicht kann er eher Feierabend machen. Mr. Jones, das ist sein Chef, hat bestimmt Verständnis dafür, wenn er hört, dass ich so weit weg bin.“
„Versteht er sich gut mit seinem Chef?“
„Ja. Sie kennen sich schon seit der Uni.“
„Was arbeitet er denn eigentlich?“

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