„Helena.“ Ich strecke den Zeigefinger zu ihr aus, damit sie ganz sicher weiß, dass sie angesprochen ist, „Helena, du wirst keinen Spaß mit ihm haben. Die Beziehung wird dir kein Glück bringen. Du wirst dir bald wünschen, das hier wäre nicht passiert. Aber es ist passiert.“
Ich wende mich ab. Kristien lacht mich gackernd aus und äfft mich nach; ich höre es, aber das stört mich nicht mehr. Mit der bin ich fertig.
Zurück in Zuyderkerk gehe ich zu Pieter, um ihm vom neuesten Stand der Dinge zu berichten.
Mein bester Kumpel in guten, wie in schlechten Tagen steht in Roels Wohnzimmer auf einem Gerüst aus zwei Leitern und einer Bohle dazwischen und hat gerade eine Bahn kleisterfeuchter Tapete an die Wand geklebt. Als er mich sieht, steigt er vom Gerüst und sagt: „Tschüss, Jungs. Ihr kommt hier ohne mich klar.“
„Kannst du es nicht erwarten, dich wieder bei mir zu besaufen?“, frage ich.
Pieter lacht trocken. „Du siehst aus, als hättest du jemanden umgebracht. Ich glaub, ein bisschen Personenschutz schadet dir heute nicht.“ Wir sind kaum im Treppenhaus angekommen, als er schon fragt: „Was ist passiert? Und wo warst du heute den ganzen Tag?“
„Ich wollte mit Helena reden und bin nach Alkmaar gefahren. Rat mal, wer da war.“
„Kristien?“, tippt er.
„Ja, logo, bei der wohnt sie ja“, winke ich ab.
„Wer soll denn sonst noch da gewesen sein?“, fängt er an und guckt mich prüfend an.
Ich lasse mich prüfend angucken und verziehe keine Miene.
Dann sagt er: „Nee.“
„Doch“, sage ich.
Pieter bekommt große Augen. „Das glaub ich nicht. Sie hat keinen anderen Typ.“
Ich sage nichts.
„Sie hat einen anderen Typ?“ Er kann es nicht fassen. „Helena Smid hat einen anderen Typ? Kann man sich so in einer Frau täuschen!“ Er stößt die Luft aus. „Was hast du mit dem Kerl gemacht?“
„Hätte ich was mit ihm machen sollen?“
„Besser nicht. Hast du für heute noch was vor?“
Ich wackele mit den Schultern.
„Hast du schon was gegessen?“
„Nee.“
„Ich hab aber nicht eingekauft. Hast du noch was in der Küche?“
„Wahrscheinlich“, mutmaße ich. Wie lange ist es her, dass ich zuletzt eingekauft habe? War es am Donnerstag? Heute könnte Sonntag sein, aber sicher bin ich nicht. Kann sein, dass inzwischen alles vergammelt ist.
Auf Pieters Fahrrad gelangen wir zu meiner Wohnung und unterwegs setze ich ihn darauf an, die Augen nach meinem Drahtesel offen zu halten. Die ständige Latscherei geht mir auf die Nerven. Er bietet mir an, nachher eins aus seiner Werkstatt zu holen, aber ich will ja meins wiederhaben.
Mein Kumpel hat mir schon oft beim Kochen zugeguckt und kennt sich in meiner Küche aus. Das macht er sich heute zunutze und verbannt mich auf die Zuschauerränge. Es gibt einen nicht näher definierten Sugo aus Tomaten und anderem Gemüse, das er in meinem Kühlschrank gefunden hat, und dazu eine große Ladung Spagetti.
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