Wie mit dem Bett geht es auch mit der Werkbank sehr flott. Wiederum am nächsten Wochenende fahren Pieter und ich zu einem Menschen in der Nähe von Den Helder, den ich zufällig über eine Zeitung mit lauter Kleinanzeigen gefunden habe. Dieser Typ zieht um und hat keinen Platz mehr für seine Werkbank. Das gute Stück aus Buche massiv ist ein Traum, genau das, was ich mir eigentlich nicht leisten konnte. (33) Unter der Arbeitsfläche sind leichtlaufende Schubladen in verschiedenen Größen, die viele kleine und große Sachen aufnehmen können, darunter befindet sich noch eine stabile Ablagefläche. Die Hinterwand besteht von Arbeitsflächenniveau bis auf Augenhöhe aus Lochblech, an dem man jede Menge Werkzeuge, Kästchen und andere Dinge aufhängen kann. Die Haken und Kästen sind im Preis inbegriffen. Ab jetzt wird Ordnung in meiner Werkstatt herrschen!
Weil der Mann froh ist, dass er das zweckdienliche Möbelstück direkt loswird, erlässt er mir noch fünfzehn Prozent seines Verkaufspreises. Ich glaube, da sind Helenas drei halbe Monatsmieten gut angelegt – sozusagen habe ich ein Bankgeschäft damit getätigt.
achtzehntes Kapitel
Die Zeit vergeht wie im Fluge und der Herbst hat die strahlend bunten Kulissen seiner alljährlichen Revue schon kreuz und quer in unserem schönen Land aufgehängt, ohne dass ich Gelegenheit habe, wieder nach Dersummeroog zu kommen. Zugegebenermaßen bin ich so in die Arbeit vertieft, dass ich die Ausflüge in die Inselwelt kaum vermisse.
Neben der Schule und meinen sonstigen Verpflichtungen bin ich zumeist mit dem Restaurieren des alten Kleiderschranks beschäftigt. Das ist recht aufwändig, denn es soll hinterher gut aussehen. Vor allem die beiden hohen Türen mit ihren zahlreichen Zierleisten, die denen des restlichen Möbels gleichen sollen, nehmen eine Menge Zeit in Anspruch. Ich habe die vorhandene Tür nämlich nach Anfertigung einiger Skizzen und Profilschnitten weggeworfen, weil sie Wurmlöcher aufwies. Der Holzwurm dürfte das Tier auf Gottes schöner Erde sein, das ich am wenigsten von allen mag.
Weil sich wie erwartet niemand gemeldet hat, um die Möbel wieder abzuholen, sind sie in meinen Bestand übergegangen. Die Notenblätter habe ich mitsamt des Klavierhockers Lisanne geschenkt. Die Rücklehne des Korbsessels habe ich mit farblich passender Wäscheleine neu bespannt; ich kann mir nicht vorstellen, dass er früher auch schon derart gemütlich gewesen sein könnte. Und der Schrank findet, als er endlich wieder zwei schöne Türen hat, seinen Platz im Schlafzimmer, das dadurch sehr aufgewertet wird.
Tante O jedoch ruft regelmäßig an und erkundigt sich nach meinem Ergehen. Ausführlich beklagt sie meinen Arbeitseifer, der mir offenbar nicht gestattet, wenigstens für ein Wochenende auszusteigen. Je näher der Winter rückt und mit ihm die Unwetter, die auf See eine ernste Gefahr für meine Kaap Hoorn darstellen, desto kürzer werden die Abstände zwischen ihren Anrufen. Sie hofft auch auf meinen Besuch, weil sie zur Zeit – von Kurzaufenthalten treuer Pensionsgäste abgesehen – ganz alleine in der Pension lebt. Ieuwkje befindet sich auf einer dreimonatigen Sprachreise quer durch Argentinien und wird erst zum Jahresende zurück sein.
Allerdings ist ja Hoffnung in Sicht: die Herbstferien! Bei uns an der MBB und einigen anderen Schulen in der Region dauern sie zwei Wochen lang. Andere Schulen im Land haben nur eine Woche, bei uns liegt das daran, dass viele Eltern direkt oder indirekt mit dem Tourismus zu tun haben und dann gerne nach der Saison Zeit haben möchten, um selber in Urlaub zu fahren. Deswegen beginnen die Herbstferien bei uns immer erst zum Ende der Hauptsaison. Als Ausgleich haben wir nur eine Woche Frühlingsferien.
Ich werde sie dazu nutzen, um ein letztes Mal in diesem Jahr nach Dersummeroog zu segeln. Für die kommenden Tage sind mit gelegentlichen Schauern und leichter Bewölkung einigermaßen erträgliche Werte angesagt, das darf man nicht einfach verstreichen lassen.
Außerdem habe ich morgen Geburtstag, da kann man sich schon mal einen Inselaufenthalt schenken, finde ich.
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