5. Juni 2015

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Weil ich unten etwas liegen gelassen habe, gehe ich unter Deck. Die Unterhaltung geht weiter, Ieuwkje fragt: „Seid ihr zusammen?“
„Lass mal, er ist ein netter Kerl, aber eigentlich stehe ich mehr auf etwas reifere Männer.“
Bitte?! Hab ich mich verhört? Muss ich neuerdings einen besonders erwachsenen Eindruck machen, bloß weil ich mit einer Bekanntschaft segeln gehe? Spinnt die Tussi?
„Jeremy?“, höre ich Cora auf einmal von draußen rufen, „Ist alles in Ordnung bei dir?“
Anstelle einer Antwort verlasse ich die Kajüte, denn ich kann ihr jetzt wirklich nicht erklären, was bei mir nicht in Ordnung ist und warum. Cora verabschiedet sich, um sich, wie sie es lachend ausdrückt, von mir und dem Vormittag zu erholen.
„Und weg ist sie“, grummele ich, kaum dass wir zu zweit da stehen.
Ieuwkje streift mich mit einem abschätzenden Blick, dann fragt sie: „Fährst du jetzt zur Pension?“
„Ja. Warum?“ Sie hätte sich wenigstens bedanken können. Blöde Ziege.
„Kannst du Tante O bitte das hier mitnehmen?“ Sie nimmt einen Stoffbeutel aus dem Korb an ihrem Fahrrad. Ich kann nicht erkennen, was drin ist.
„Klemm es auf meinen Gepäckträger.“
„Danke.“ Sie guckt mich noch einmal so an, sagt aber nur „Bis später irgendwann.“
„Ja. Tschüss.“

Zum Tee hat Tante O Pflaumenkuchen gebacken, zu dem ich mich gerne einladen lasse und als hätte er es gerochen, steht auf einmal auch Ferdinand im Garten. Weil ich mit meinen Schachkenntnissen noch nicht besonders weit bin, lässt er sich dazu überreden, mit Tante O und mir Skat zu spielen. Weil in ihrem Haus nicht um Geld gespielt wird, bekommt jeder einen Anteil Knöpfe aus ihrer Knopfdose (die ziemlich umfangreich ist, da sie häufiger beim Spielen als beim Nähen verwendet wird). Als ich mehrfach knopfbankrott bin, ist mir auch die Lust am Spielen vergangen und ich gehe in den Ortskern, weil mir eingefallen ist, dass zu einem richtigen Urlaub auch ein paar Postkarten gehören.
Im Souvenirladen neben der Bäckerei des Tortenmeisters kaufe ich vier Stück.
Eine davon geht auf die Reise zu Mommi, die zweite nach Alkmaar zu Gerrit und Marjorie, die dritte kriegen die lieben Kollegen und die vierte natürlich Pieter. Die Leute können sich schon was darauf einbilden, dass ich ihnen schreibe, denn ich finde, das handgeschriebene Wort wird völlig überbewertet. Ich gebe mich lieber mit wichtigeren Dingen ab – und das sieht man meiner Schrift an. (27) Na ja, eigentlich kann ich nichts dafür. Ich bin Grobmotoriker.
Mein geschätzter Kumpel weiß noch gar nichts von meiner neuen Frisur. Hoffentlich erkennt er mich überhaupt, wenn wir uns wieder sehen. Das wird in naher Zukunft der Fall sein, denn ich muss meine Bude umräumen, und alleine kriege ich die Sitzkombination im Wohnzimmer nicht auf die Straße geschafft. Zu zweit ist man ja auch schneller und mehr Spaß macht es außerdem.

Irgendwie ist der Tag plötzlich rum. Auf ein Bier oder zwei sitze ich noch im „Meeuwen­poep“. Dies war mein letzter Inseltag, beschließe ich. Ich habe mich einigermaßen von der Trennung erholt, ein bisschen über Helena gelernt und über mich auch. Das soll für den Anfang reichen.
Ich verabschiede mich von Ieuwkje und Anno und den anderen und unterlasse absichtlich, desgleichen mit Cora zu verfahren. Soll sie doch von selbst drauf kommen, dass ich nicht mehr auf der Insel bin.
Netter Kerl! Pah!

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