„Sie aber auch.“
„Ums genau zu sagen, einen noch härteren als er.“
„Wie halten sie es dann miteinander in einer Band aus?“
Soll ich es sagen? Meist freundlich, manchmal ziemlich laut? Ach nein. Diesmal nicht.
Oben knallt die Tür zu. Sekunden später stürmt Merle durch den Flur nach draußen.
„Moment“, rufe ich Merle und Nieke gleichermaßen zu und renne hinter ihr her auf den Parkplatz. „Halt, warte!“
„Nein!“, schreit sie und schließt ihr Auto auf.
„Doch, bitte. Warte. Habt ihr euch verzofft oder was ist los?“
Sie dreht sich zu mir um und ich sehe, dass sie nasse Augen hat. „Ich verlasse die Band. Ich kann mit dem idiotischen Holzkopf da oben nicht mehr zusammen arbeiten. Und jetzt lass mich heimfahren, bevor auf diesem Parkplatz eine große emotionale Katastrophe passiert.“
„Darf ich dich nachher anrufen?“
„Jaja“, wimmelt sie mich ab, steigt ein, startet den Motor und ist weg.
Oh weh. Was haben die beiden sich denn jetzt gegenseitig angetan? Will ich es wissen? Ist es nicht geschickter, sich rauszuhalten? Andererseits – kann ich mich überhaupt raushalten? Realistisch betrachtet: nein. Ich hänge sowieso mitten zwischen ihnen.
Langsam gehe ich zurück in den Pausenraum.
„Und?“, fragt Nieke.
„Dein Dienstag ist auf weiteres frei für andere Dinge.“
„Was soll denn das heißen?“
„Merle hat der Band gekündigt. Ich muss mal mit ihnen reden, in Ruhe. Das dauert ein bisschen, denn Ruhe ist gerade Mangelware. Es geht ja längst nicht nur um Musik.“
„Um was denn noch?“
Ich betrachte sie nachdenklich. Wenn sie es noch nicht selbst bemerkt hat, glaube ich, sollte ich ihr nichts dazu sagen. „Um mal von was anderem zu reden“, leite ich einen Themenwechsel ein, „was wird aus unserer Wette? Wann gehen wir essen? Ich habe mir schon ein Restaurant ausgesucht und akzeptiere keine weiteren Ausreden mehr. Deine Finger sind wieder heile, der Mai ist hold und lind. Wann hast du Zeit?“
„Hold und lind! Woher hast du denn solche Wörter?“
„Ich wollte dich beeindrucken.“
„Ist das jetzt wieder so eine overdressed-Geschichte?“
„Overdressed-Geschichte?“, frage ich ratlos nach.
Lachend winkt sie ab. „Vergiss es.“
Na ja, dann halt nicht … „Was tust du nächste Woche Samstag?“
„Meinst du, das ist geschickt?“
„Was sollte daran ungeschickt sein?“
„Na, du bist mit Sloba zusammen, ich will sie nicht eifersüchtig machen.“
Du kannst sie nicht eifersüchtiger machen als sie schon ist! Ich versuche es mit Humor zu nehmen: „Moment mal – was hast du mit mir vor, wenn ich mit dir essen gehe?“
Jetzt wird sie sogar rot. „Nichts natürlich, aber Sloba wird das denken!“
„Wird sie nicht, denn ich erkläre ihr, dass wir gewettet haben und ich gewonnen habe und dass wir essen gehen, sonst nichts. Für alles weitere sind wir beide nämlich viel zu artig. So. Jetzt guck in deinen Kalender.“(330)
Ergeben seufzend holt sie ihr Smartphone aus der Tasche.
„Nimmst du das Dings auch mit zum Klo?“, fällt mir ein.
„Nein. Zuhause liegt es auf dem Küchentisch. Warum fragst du?“
„Och, nur so“, winke ich ab und mir fällt noch etwas anderes ein: „Schreib dir mal das letzte Juniwochenende auf, da ist das Stadtfest. Wenn wir dann wieder zusammen Musik machen, wäre es praktisch, wenn wir alle Zeit haben.“
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