3. Juni 2016

567

„Ich habe drei Freunde, die Bäcker sind“, gibt er an. „Der eine ist mehr so für die Massenproduktion, also Brote, Brötchen und so weiter, das ist der Zoran. Übrigens auch ein Yugo. Der zweite ist Steven, er ist zugleich ein Fan von unserer Musik, der Vermieter des Proberaums und der Chef von Zoran und mir, und der dritte, also Xavier … ach, der backt Sachen, da fällt dir nichts mehr ein!“
„Du bist mit deinem Chef befreundet? Das ist ja eher selten.“
„Das ist kein Problem, Steven ist ein guter Chef. Er war auch erst Fan und Vermieter und ist dann mein Chef geworden. Wahrscheinlich ist die Reihenfolge ein entscheidender Faktor.“
Während sie sich in die Unterhaltung vertiefen, strecke ich die Hand nach dem Buch aus, um es anzusehen.
Er schlägt mir auf die Finger.
„Geht’s noch?!“, beschwere ich mich. Das tat nämlich weh.
„Es ist mein Buch.“
„Na und? Du stellst dich an, als ob ich da Buchstaben weglesen würde!“
„Du kannst doch gar nicht lesen, du Bildchengucker!“
„Werkzeugpfeife!“
„Ja, darauf wirst du jetzt wochenlang herum hacken, he?“
„Kann ich es also mal angucken?“
„Angucken, da haben wir es. Es geht dir doch nur um die Bilder!“
„Siehst du“, sagt Benji zu seiner Frau, „so ging das eben die ganze Zeit.“
„Eines Tages werden sie große Comedy-Stars sein, und wir können sagen: sie haben bei uns im Wohnzimmer gesessen!“, lacht sie.


hundertvierundsiebzigstes Kapitel

Erst auf dem heimischen Treppenabsatz habe ich Gelegenheit, ihn nach seinem komischen Zögern zu fragen. Er zögert zwar immer noch, rückt aber schließlich doch mit der Erklärung raus: „Dein großer Traum ist es, in einem Gottesdienst zu trommeln. Mein großer Traum ist nicht, in einem Gottesdienst Bass zu spielen. Und du weißt ja, wie ich spiele. Das wäre nicht befriedigend, weder für die Band noch für mich. Mein großer Traum ist etwas anderes.“
„Predigen.“
„Ja.“
„Warum hast du das nicht gesagt?“
„Theodorus hat gesagt, die russischen Brüder haben mich nicht predigen lassen und ich habe das persönlich genommen. Ich habe es zwar akzeptiert, aber ich war beleidigt. Du kennst mich, ich bin schnell beleidigt, wenn mir etwas nicht passt. Das zeigt, dass ich noch nicht soweit bin. Gott wird mir ein Zeichen geben, wann ich mit dem Predigen anfangen soll. Dann werde ich auch innerlich reif genug sein, um sein Wort auszurichten. Bei dir ist das was anderes, du trommelst schon sehr lange und gehst auch schon sehr lange mit Jesus. Ich habe dieses Fundament nicht.“
„Und das wolltest du nicht sagen, weil du Benji und Alannah noch nicht kennst.“(317)
„Zum Teil. Wir sind gerade das erste Mal da gewesen. Und wir haben gesagt, dass wir jeder Kirche ein Vierteljahr Zeit geben. Zuerst ist es fast überall schön. Wenn das Vierteljahr um ist und wir immer noch hingehen wollen, dann kann ich das ansprechen.“
„Ist das deine oder Theodorus’ Meinung?“
„Wieso fragst du?“
„Es klingt überhaupt nicht nach dir. Dir kann es sonst nie schnell genug gehen. Alles muss sofort passieren oder am liebsten gestern. Nur so als Beispiel: Man muss fünf Jahre im Land leben, bevor man sich einbürgern lassen kann. Dein Einbürgerungstest findet nach fünf Jahren und zwei Wochen statt.“

Keine Kommentare: