„Der Typ aus dem Kulturzentrum?“, fragt sie und weil Merle nickt, spricht sie weiter: „Okay. Was ist die Miete?“
„Zusammen mit Strom und allem sind es vierundvierzig Euro.“
„Was?! Ihr zahlt für diesen Riesenproberaum nicht mal zweihundert Euro im Monat?!“
„Der Vermieter ist ein Fan von uns.“
„Wow, da habt ihr echt einen Glückstreffer gelandet. Gib mir gleich die Kontodaten. Ach ja, eure Telefonnummern brauche ich auch noch, falls mal was ist.“
Merle hat schon ihr Handy griffbereit und sagt: „Ich schick dir die Kontakte rüber.“
Es erklingt ein zweifaches „Blubb“.
„Es müssen drei sein“, reklamiert sie, während auch Miloš’ Handy ein Geräusch macht.
„Nieke mit ie? Ist das richtig?“, wundert er sich.
„Wie hättest du es sonst geschrieben, nur mit i? Ich bin doch kein Turnschuh!“, lacht sie.
Zugleich erklärt Merle ihr: „Jeremy ist unser Technikverweigerer. Der hat nur die Festnetznummer, die beim Miloš auch drin steht. Und wenn du Jeremy mal suchst, kannst du Miloš anrufen, die hängen nämlich die meiste Zeit zusammen rum.“
„Und wenn er mal nicht bei mir ist, was tatsächlich vorkommt, hängt er bei Merle rum“, sagt Miloš, und Merle ergänzt: „Oder er ist arbeiten, besucht seine Oma oder er segelt. Aber dann brauchst du überhaupt niemanden anzurufen, das Schiff hat kein Telefon. Dann heißt es abwarten, bis seine Durchlaucht wieder die Nähe der Menschen sucht.“
Sie grinst mich an, „Du bist mehr so ein freiheitsliebender Typ, was?“
„Zumindest einer, der sich den Luxus leistet, mal weg zu sein.“
„Letzte Frage: Wie soll ich eigene Lieder schreiben, wenn ich nicht mal weiß, welche Sprache das war, geschweige denn sie selber spreche?“
„Das war serbisch“, stellt Miloš seine Herzenssprache vor.
Merle ist wieder ausführlicher. „Die können in jeglicher Sprache sein. Das war Zufall, dass wir zwei Yugo-Lieder hintereinander hatten. Wir singen genauso holländische und englische Lieder. Du kannst auch auf deutsch singen oder was du sonst so kannst.“
„Ich spreche gut deutsch, aber es ist nicht gerade die Sprache, die meine musikalischen Hirnareale in Wallung bringt.“
„Da solltest du aber mal Jeremy sehen“, lästert Miloš und riskiert, dass ich rote Ohren bekomme. „Ich weiß nicht, was mit seinen musikalischen Hirnarealen ist, aber ansonsten bringt ihn Deutsch gerade in jede Wallung, die du dir vorstellen kannst.“
Gestern Abend hat mich das liebe Slobientje wieder mit ein paar Bewegungen und Blicken wehrlos gemacht. Es hat genau einen Vorteil, dass sie so weit weg ist: sie ist weit weg.(286) Das nächste Treffen wird ein Spiel mit dem Feuer.
„Wieso denn das?“, fragt Merle erstaunt.
„Weil er keine andere gemeinsame Sprache hat mit seiner Liebsten.“
„Du hast eine Liebste?“, schreit sie los.
„Sie wusste das noch nicht?“, fragt Miloš mich.
Zugleich fordert sie: „Erzähl mir alles! Hörst du, ich will alles wissen! Seit wann? Und wer ist sie? Wie heißt sie? Wo hast du sie getroffen? Mensch, Jeremy! Ich sag dir alle meine Geheimnisse, da darfst du mir doch so was nicht verschweigen!“
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