„Ja“, sagt sie. „Ich habe mir mit viel Disziplin das Frühstücken angewöhnt und seitdem ist mir nur noch selten übel, hauptsächlich, wenn es um Milchprodukte geht. Aber das kann man umgehen, es gibt ja Kalziumtabletten. Und für den Kaffee Sojamilch. Zoran hat gesagt, du bist mit Miloš’ Kusine zusammen?“
Ich nicke. „Seit zehn Tagen. Leider haben wir uns nur zweieinhalb Tage gesehen. Die Entfernung ist krass. Zum Glück war Cokko am Wochenende da und hat seinen alten Computer gebracht, sodass wir jetzt chatten können. Das verträgt sich besser mit der Telefonrechnung.“
„Spricht sie niederländisch?“
„Nein, wir unterhalten uns auf deutsch.“
„Wow“, macht sie bewundernd. „Ich könnte das ja nicht. Alle Gedanken erst in eine andere Sprache übersetzen … ich bin froh, dass ich nur bei seinen Eltern auf mein mickriges Kroatisch angewiesen bin.“
„Habt ihr sie schon besucht?“
„Nein, nur telefoniert, aber sie kommen ja zur Hochzeit. Zu Ostern werden wir sie dann besuchen. In Kroatien ist das ein riesengroßes Familienfest.“
Ob es das in Bosnien genauso ist, zumindest im serbischen Teil? Ich muss Sloba mal danach fragen. Sie könnte mich ja auch besuchen.
„Nach der Hochzeit musst du unbedingt vorbei kommen und dann erzählst du mir alles, wie sie so ist und wie ihr euch getroffen habt und so. Es ist doch witzig, dass ihr nun schon das zweite yugo-niederländische Paar hier in Zuyderkerk seid.“
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. „Dann brauchen wir nur noch eine Holländerin für den Miloš und einen Yugo für Merle und die ganze Band ist versorgt.“(281)
„Warum willst du noch einen Yugo für Merle herbeschaffen? Wir haben doch einen.“
„Wie, wir haben doch einen?“
„Miloš.“
„Merle und Miloš? Bloß nicht. Die sind ja wie Hund und Katze.“
„Eben drum“, sagt sie. „Was sich liebt, das neckt sich. Sie können ihre Gefühle nur nicht zugeben. Man müsste ja die Karten auf den Tisch legen. Und dann ist man angreifbar.“
„Also, ich weiß nicht.“
„Hast du mal Eric gesehen, ihren Ex? Aus der Ferne hat er Ähnlichkeit mit Miloš. Vielleicht sind die bloß so garstig zueinander, weil Merle an ihren Ex erinnert wird? Sobald sie aufhört, sich dagegen zu wehren, könnte da durchaus was passieren.“
hundertachtundfünfzigstes Kapitel
Nachdem ich die Einkäufe nach Hause gebracht habe und Miloš immer noch nicht dort angekommen ist, verfüge ich mich für ein Stündlein in den Proberaum. Mindestens einmal pro Woche sollte sich jemand hier blicken lassen, sonst wird das ein teurer Spaß.
Ich mag nicht mehr darüber nachdenken, was Lisanne gesagt und mit ihrer Schwangerschaft begründet hat, aber kaum trommele ich vor mich hin, kreisen meine Gedanken um die bislang ledige Hälfte der Band. Lisanne hat nur Vermutungen geäußert, die sich aber laut Merle näher an der Realität befinden als Lisanne ahnt.
Könnte es tatsächlich etwas werden?
Aber zu Beginn der Band, als Simone noch dabei war, habe ich auf Lisanne und Miloš gewettet und das hat, wie wir alle wissen, nichts ergeben (außer ein gebrochenes Herz), da werde ich denselben Fehler sicher nicht noch einmal begehen.
Nach dem ungefähr 90-minütigen „Stündlein“ bin ich gerade wieder zuhause angelangt, als es klingelt. Wenn es klingelt, heißt das, offizieller Besuch steht an der Vordertür. Die Hintertür hat auch eine Klingel, aber die wird nie genutzt. Ohnehin sind die Besucher an der Terrassentür eher Vicky und Familie oder Mommi, und die öffnen einfach die Tür und wenn sie niemanden sehen in der Küche und Wohnraum, jodeln sie ein kräftiges „Juhuuu!“ ins Haus hinein. Ich habe die Klingel neulich ausprobiert, weil ich dachte, dass sie kaputt ist und deshalb nicht benutzt wird, aber sie schellt einwandfrei.
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