Cokko erklärt und ich frage nach und er erklärt weiter. Nach einer Weile nimmt er seinen neuen Computer zur Hand. Der ist winzig, nicht halb so groß wie der, der jetzt zur WG gehört und auch viel dünner. Mit einem USB-Stick kann er damit überall aufs Internet zugreifen. Er schaltet das gleiche Chatprogramm an und geht nach oben in mein Zimmer. Dann unterhalten wir uns damit ein bisschen, damit ich sehe, wie Mikrofon und Kamera arbeiten.
Irgendwann raucht mir der Schädel, wir machen eine Pause und essen Europameisterkuchen mit weniger Vanille, dafür mehr Apfel. Den hat der Mitbewohner gestern Abend gebacken. Ich habe schon besseren Kuchen gegessen, aber nie einen, der mehr Begeisterung ausgelöst hat beim Bäcker. Er ist immer noch ganz hin und weg, wie einfach Kuchenbacken ist. Er hat es offenbar für eine komplexe Wissenschaft gehalten. Ungefähr wie ich die Technik für eine Wissenschaft halte, aber im Gegensatz zu ihm habe ich Recht damit.
Anstatt nach der Pause weiter zu machen, wie das bei Pausen normalerweise so ist, schaut er auf sein Handy und sagt: „Feierabend. Alles weitere lernst du mit der Zeit von selber. Übung macht den Meister.“
Schnaufend lehne ich mich zurück.
In dem Moment macht der Computer ein Geräusch.
„Was war das?“, erkundige ich mich.
Er grinst. „Guck nach, dann weißt du es.“
Zum Glück ist er noch aufgeklappt. Rechts unten blinkt was. Ich klicke darauf. Auf einmal sehe ich Sloba, die mich interessiert mustert. Jetzt lacht sie, aber ohne Ton. Wo war denn noch … Cokko hat es mir gezeigt … ich finde die richtige Taste und drücke darauf. Es tut sich nichts. Habe ich die richtige erwischt? Noch einmal. Ach nein, wie ging das noch … zwei Tasten zugleich … ich finde auch die richtige Kombinationstaste und drücke beide zusammen. Ein Rauschen erklingt, wie beim Telefonieren, wenn keiner was sagt.
„Sloba?“, frage ich.
„Đero“, lacht sie. „Du hast es geschafft! Großartig!“
„Ja, da können wir uns bei meinem Bruder bedanken. Ohne den wäre dieser Spaß nicht möglich“, sage ich. „Cokko? Kommst du bitte mal?“
„Nein, du weißt das alles selber, denk nach, dann fällt es dir wieder ein.“
„Komm schon her.“ Als er neben mir sitzt, stelle ich die beiden in aller Form vor. Mein Bruder muss sofort wieder angeben und sagt seine serbischen Wörter. Sloba antwortet mit einem Wortschwall und lacht über ihn, weil er nichts verstanden hat. Wahrscheinlich hat sie absichtlich viel zu schnell geredet. So eine ist sie. Sie redet auch manchmal ganz schnell deutsch und hängt mich damit natürlich ab.(279) Das Schnellreden hat sie sicher von ihrer Mutter geerbt.
„So, genug geflirtet“, verabschiede ich ihn aus meinem Gespräch. „Übrigens kannst du dich geehrt fühlen, denn du bist der erste aus der ganzen Familie, der sie sieht.“
„Danke, danke“, lacht er und geht zurück zum Sofa und seinem Computerchen.
„Woher wusstest du, dass ich genau jetzt den Computer an habe?“, frage ich Sloba.
Sie lacht. „Dein Bruder hat Miko deinen Chatnamen geschickt und der hat ihn an mich weiter geleitet. Ich dachte mir, ich probiere es einfach mal aus, ihr werdet ja zuhause sein. Der ist hübsch, dein Bruder.“
„Ja, das ist er. Wir müssen uns ein bisschen beeilen, in ein paar Minuten kommt Miloš heim und dann ist es mit der Ruhe vorbei.“
„Womit sollen wir uns denn beeilen, Liebster?“, schnurrt sie und zieht das T-Shirt aus. Drunter ist nichts als sie selber. Sie bewegt sich und streicht mit den Händen über ihre Brüste. Dazu fährt sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Mir wird heiß und kalt. Vier Meter von mir entfernt sitzt mein Bruder, wenn der jetzt herüberguckt! „Lass das. Bitte.“
„Jawohl“, sagt sie mit ernstem Gesicht und hält sich eine Zeitung vor. „Erst Basis, dann Sex. Befehl ist Befehl.“
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