In überaus weiser Voraussicht haben wir eine große Menge Grillgut und Getränke aus Zuyderkerk mitgebracht. Zusätzlich werden wir ein paar Salate sowie ein oder zwei Fladenbrote auftischen und dann sollte das Gelage, das für uns vier geplant war, sicher auch noch ein paar Mädels sättigen können. Auf dem Heimweg zur Pension machen wir Halt am Supermarkt und kaufen allerhand Salat, Gemüse, Zutaten fürs Dressing und so weiter.
Ich nehme Cokko und Miloš als Küchenlehrlinge mit, obwohl Miloš sich wehrt, er könne doch gar nicht kochen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass er nicht kochen können muss, sondern nur das tun, was ich ihm sage. Pieter dagegen hat mehr Glück, denn wir haben das Brot vergessen und er darf sich noch mal ins Getümmel des Supermarkts stürzen.
Als ich gerade so richtig zwischen Herd, Arbeitsflächen und Tisch loslegen will, kommt Tante O herein.
„Was macht ihr denn hier?“, fragt sie und sieht nicht so richtig begeistert aus.
„Wir haben die Mädels zum Grillen eingeladen und jetzt müssen wir das Essen ein bisschen vermehren“, lacht Cokko.
„Soso, Essen vermehren“, sagt sie stirnrunzelnd. „Ihr hättet mich vorher fragen können. Immerhin ist es mein Haus. Aber na ja, jetzt ist das zu spät. Nur damit wir uns verstehen: Hier ist morgen ab acht Uhr wieder der Frühstücksraum meiner Pension. Und wenn Jeremy nicht dabei wäre, würde ich euch einfach rauswerfen.“
„Tschuldigung, darüber haben wir nicht nachgedacht“, gebe ich zu und biete an: „Wenn wir hier gleich fertig sind, räumen wir alles picobello auf und sind danach nur noch auf der Terrasse. Ist das okay?“
Sie nickt und nach einem prüfenden Blick auf unsere Finger und ihre Messer beendet sie das kurze Gastspiel in ihrer Küche(106), und ich kann anfangen, mich so richtig zu entfalten. Natürlich muss es ein bisschen zügig gehen, denn wir haben ja nicht ewig Zeit. Andererseits erwarte ich schon eine gewisse Raffinesse von meinen Salaten.
Salat ist nämlich nicht gleich Salat, soviel dürfte jedem klar sein. Es reicht mir nicht, irgendwelches Grünzeug zu schnippeln und dann eine Soße aus der Flasche darüber zu schütten. Eine solche Kreation würde ich allenfalls Schnippelgrünzeug an Flaschensoße nennen. Meine Ansprüche an einen Salat sind da schon etwas höher.
Miloš und Cokko sind abwechselnd damit beschäftigt, über meine Anweisungen zu meckern, über meine anderen Kommentare zu lachen und sich ansonsten über das zu wundern, was ihnen in meinem kostenlosen Kochkurs vermittelt wird. Insgesamt muss ich aber sagen, dass sie brave Lehrlinge sind und ihre Arbeit gut machen.
Irgendwann gesellt sich Pieter mit dem Brot dazu, aber er macht nicht den Eindruck, als ob er sich gerne beteiligen würde. Gemessen an der heimischen Kochstelle ist Tante Os Küche schon ein großer Raum, aber für Rumsteher habe ich keinen Platz. Cokko empfiehlt ihm, sich schon mal um das Feuer zu kümmern und er verzieht sich in die Garage, um den Schwenkgrill auf die Terrasse zu holen.
Bevor die Mädels erst die Badezimmer und dann den Garten besetzen, haben wir gerade noch Zeit, uns ein bisschen in Schale zu werfen. Selbstverständlich habe ich keinerlei Schalen für solche Anlässe mitgenommen,(107) also muss eine saubere knielange Jeans und ein grünes T-Shirt mit orangeroten Buchstaben reichen. Weil es draußen noch sehr warm ist, ziehe ich keine Sandalen an. Sommerliche Inselaufenthalte sind meines Erachtens die besten Momente zum Barfußgehen.
Im Garten treffe ich Helena an. Kopfschüttelnd betrachtet sie mich von oben bis unten. „So sehr hast du dich dann doch wieder nicht verändert.“
Ich wackele mit den Schultern. Warum sollte ich ihr was vorspielen? Glücklicherweise kommt Ieuwkje aus dem Haus und bewahrt mich vor einer langwierigen Debatte über das Jetzt und vergangene Zeiten, indem sie fragt, ob es noch etwas zu tun gebe.
„Nee“, sage ich, „Fühl dich wie eingeladen.“
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