3. Juni 2016

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Irgendwann wache ich auf. Die Rollos sind herabgezogen, die Nachttischlampe verbreitet ein sanftes Licht. Im Haus ist es still.
Ich fasse hinter mir unter die Decke und nehme eins der Einzelteile weg. Es ist ein halb handgroßer flacher schwarzer Stein mit glatter Oberfläche. Er ist schätzungsweise 37 Grad warm und glänzt vor Öl.(327) Auf dem Stuhl neben mir liegt eine stabile Plastiktasche, die mir nicht gehört. Ich schichte diesen und die übrigen Steine von meinem Rücken hinein. Sie sind unterschiedlich in Größe und Form.
Beim Aufstehen poltern noch ein paar von mir herab, die ich nicht bemerkt habe.
Seltsam. Als wir hier rauf gegangen sind, hatte sie nur die Liege und das Öl bei sich. Wie oft mag sie aus dem Zimmer gegangen sein? Wie hat sie die Steine erhitzt? Und wie lange habe ich zwischen dem Ende unserer Unterhaltung und dem Beginn der serbischen Diskussion geschlafen?
Ich wickele die Decke um mich und gehe hinunter. Auf dem Tisch steht eine Thermoskanne und daran lehnt eine Nachricht für mich in Merles Handschrift.

Hallo Jeremy.
Wir fahren jetzt zu mir. Du hast zwei Möglichkeiten.
A: die Kanne leer trinken, heiß duschen und ab ins Bett.
B: siehe A.
Ausdrücklich: Ich möchte nicht, dass du heute noch raus gehst.
Schlaf gut, mein Freund.

Da ich die Wahl habe, entscheide ich mich für Möglichkeit A (klar – kein Sport oder schweres Heben, nicht rumsitzen, schon gar nicht im Kalten und keinen Alkohol) und bin keine halbe Stunde später eingeschlafen.


hundertachtundsiebzigstes Kapitel

Als ich aufwache, kann ich gleich eine Bestandsaufnahme machen. Ich bin munter, liege alleine im Bett, Tageslicht drängt durch die Rollos und im Haus ist es still. Ach ja, und ich kann nicht auf die Uhr gucken, was aber nicht daran liegt, dass mein Hals klemmt. Der Wecker ist verschwunden.
Wenn ich ohne erkennbaren Grund aufwache und munter bin, habe ich mehr als neun Stunden geschlafen. Ich weiß nicht, wie spät es gestern war, aber jetzt wird es nach halb sechs sein, denn dann geht im Moment die Sonne auf. Sollte der Frühaufsteher noch schlafen?
Ich befreie mich aus der Bettdecke, die sich des Nachts um mich gewickelt hat wie ein Stück Zeitung um einen Fisch auf dem Markt und schaue in Miloš’ Zimmer. Es ist leer. Sein Wecker zeigt sieben Uhr an.
Unten finde ich auf dem Tisch meinen Wecker, meine Armbanduhr und auf Merles Brief von gestern Abend einen weiteren Zettel, den Miloš geschrieben hat. Er informiert, warum es so still ist: Gestern hat spät nachmittags noch jemand aus der Bäckerei angerufen, ob er vielleicht Sonntag früh arbeiten könne? Na klar kann er.
Wenn Steven ruft, steht er zur Stelle. In seinem Arbeitseifer ist er kaum zu stoppen.
Da ich mich nicht nach ihm richten muss und mich sehr versöhnt fühle mit meinem Rücken, frühstücke ich umfangreich, ziehe mich fein an und fahre nach Hoorn in die VKR.

Um fünf vor halb neun treffe ich ein, die Musiker sind noch bei der Probe. Es sitzen bereits einige Gottesdienstbesucher im Saal, ich setze mich in die letzte Reihe.

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