3. Juni 2016

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Benji amüsiert sich köstlich. „Ich verstehe zwar nicht, worum es geht, aber der Unterhaltungswert ist hoch. Macht nur weiter so!“
„Kannst du einen Franzosen vom Engländer unterscheiden?“, sucht Miloš Verbündete.
Er grinst. „Ja.“
„Also, reden wir jetzt vom Werkzeug oder von den Leuten?“
„Ich rede vom Werkzeug.“
„Und warum weißt du so etwas?“
„Als angehender Ingenieur für Brunnenbau und Bewässerungstechnik bin ich – im weitesten Sinne – Klempner.“
Kopfschüttelnd geht er in die Küche, wo wir ihn die Frage wiederholen hören.
Alannah lacht. „Der eine redet französisch, der andere englisch, woran willst du sie sonst unterscheiden?“
„Danke. Wenigstens eine Person, die eine vernünftige Antwort gibt!“
„Gern geschehen. Benji? Kannst du bitte den Tisch decken?“, ruft sie zu uns heraus.
„Soll ich dir tragen helfen?“, fragt Miloš.
„Ja, das ist lieb von dir. Nimm bitte den Korb mit dem Brot mit.“

Der Salat ist eine Pracht. Er enthält Mango, Rucola, Möhren, geröstete Erdnüsse, frischen Koriander und allerhand andere Zutaten und ich bitte Alannah sofort um das Rezept.
Miloš’ Interesse gilt mehr dem Brot. „Das könntest du auch mal backen“, regt er an.
„Das könntest du selber mal backen“, gebe ich die Anregung zurück. „Du weißt doch jetzt, wie der Backofen funktioniert.“
„Stimmt“, fällt es ihm wieder ein. „Alannah, könntest du mir das Rezept bitte aufschreiben? Anfängerfreundlich, wenn es geht. Ich habe nämlich erst drei Kuchen gebacken. Zwei mit Vanille und einen mit Kakao.“
„Warum hast du erst drei Kuchen gebacken? Also, ich finde es toll, dass du backst.“
„Das ist ganz einfach. Wir wohnen ja zusammen, und bis vor Kurzem waren die Rollen im Haus klar verteilt. Jeremy war für die Lebensmittelzubereitung zuständig, hat die Wäsche sortiert, in die Waschmaschine getan und hinterher aufgehängt … er hat die Leinen zu weit oben befestigt, da komme ich nicht gut dran … und ich habe geputzt, die Küche aufgeräumt, gespült, Wäsche gebügelt und gefaltet. Hauptsächlich ist die Arbeitsteilung danach entstanden, weil Jeremy sehr gut kochen kann und ich gar nicht und ihm das Kloputzen eklig ist und ich habe wahrscheinlich einen Putzfimmel und so weiter. Tja, und irgendwann hat ein Freund mich gefragt, wenn ich nicht kochen kann, warum ich es nicht mal mit backen ausprobiere. Und siehe da, es klappt. Man kann das Zeug sogar essen.“
„Warum sollte man es nicht essen können?“
Er lacht. „Du hast noch nichts gegessen, was ich gekocht habe! Jeremy, was sagst du über mein Essen?“
„Als er gekocht hat, haben wir hinterher Pizza bestellt. Das heißt, er hat sie bestellt.“
„Genau, du hättest das alles aufgegessen. Aber nur, weil du mein Freund bist.“
Alannah steht auf und verschwindet in einem anderen Raum. Wenig später kehrt sie mit einem Buch zurück. „Das möchte ich dir heute schenken“, sagt sie und gibt es ihm.
Es ist ein Backbuch, der Titel lautet „Brote, Kuchen, Plätzchen für jede Gelegenheit“.
Miloš ist total überrascht. „Mir? Warum? Ich habe nicht Geburtstag!“
Sie lacht herzlich. „Du musst nicht Geburtstag haben, damit ich dir was schenke.“
„Hast du es doppelt?“
„Nein. Ich habe es nur ein einziges Mal und dieses Exemplar schenke ich dir. Als du eben „anfängerfreundlich“ gesagt hast, ist es mir eingefallen. Die Rezepte darin sind nämlich einfach, nicht nur so Hochzeitstortenkram und so weiter.“
„Für Hochzeitstorten frage ich Xavier“, sagt er, „der ist Bäcker. Übrigens war er es, der mir den Tipp mit dem Backen gegeben hat.“
„Du hast einen Freund, der Bäcker ist?“

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