„Aha“, mache ich. „Na, sprecht mal weiter … hoffentlich nur die guten Sachen.“
„Wenn es um dich geht, ja. Es gibt nicht viele Menschen, von denen meine Frau eine so hohe Meinung hat. Soll ich dir was zu essen holen?“
„Nee, warte mal, ihr seid die Stars des Abends! Wie sieht das aus, wenn ich mir von dir was zu Essen bringen lasse?“
„Wenn du meiner Frau die Füße massierst, ist es richtig.“ Er küsst sie auf die Stirn und tätschelt mir den Kopf.(289)
Sie wird von ihrer Schwiegeroma angesprochen und versucht sich in der kroatischen Unterhaltung, aber irgendwann bricht sie lachend ab. „Mein Kopf ist so voll, meine Füße sind gleich federleicht, ich kann nichts mehr denken. Kannst du – nein, du kannst nicht übersetzen. Wo ist ein Übersetzer, wenn man einen braucht?“
Ich lache mit. „Das hab ich in Peckovar auch oft gedacht. Aber guck, da kommt einer.“ Ich winke Miloš und er gesellt sich zu uns. „Übersetz mal“, weise ich ihn an.
„Frag sie bitte, was sie eben zu mir gesagt hat. Ich habe leider nur die Hälfte verstanden.“
Miloš tut es, bekommt eine Antwort, übersetzt hin und her und hin. Nach einer Weile hört er jedoch auf, niederländisch zu reden.
Lisanne klopft ihm auf den Arm, „Du musst übersetzen! Ihr redet viel zu schnell!“
„Die Unterhaltung mit dir war zu Ende. Jetzt redet die Oma mit mir.“
„Und worum geht’s?“
„Yugokram.“
„Eine typische Miloš-Antwort“, bemängelt sie, das bringt ihn aber auch nicht zum Reden.
Ich bin fertig mit Lisannes Füßen, und weil hochlagern noch in keiner Schwangerschaft egal welchen Stadiums Schaden angerichtet hat, lasse ich sie auf meinem Schoß liegen. Der Bräutigam bringt mir Essen und ein Bier und prostet mir zu.
Was für ein gelungenes Fest!
Nach dem Essen wird die Donnerdrummel-Tanzkapelle auf die Bühne gebeten. Merle stellt uns den Gästen vor, die unseren musikalischen Siegeszug nicht mitverfolgt haben. Miloš übersetzt alles für die Kroaten. Ihr besonderer Dank gilt dieses Mal Nieke, die erst vor zwei Wochen zur Band gefunden hat und die schon jetzt alle Titel beherrscht.
Eine gute Band zeichnet sich meines Erachtens dadurch aus, dass sie vor keiner Musikrichtung zurückschreckt. Wir spielen Rock’n’Roll, Swing, Blues, Walzer, Polka und was das Tänzerherz begehrt, schließlich sind wir ja die Tanzkapelle!
Einige der Lieder sind Eigenkompositionen, die wir mit Tanzrhythmen unterlegen, die meisten covern wir aber von anderen Bands. Zwischendurch gibt es auch immer mal ein ruhiges Stück, damit die Ressourcen geschont werden können.
Irgendwann kommt Zorans ältere Schwester Marijana auf die Bühne und redet mit Miloš. Der nickt, sie strahlt und verlässt die Bühne. Unten erklärt sie ihrer Verwandtschaft, was sie vorhat und Miloš erklärt es uns: Er summt eine einfache Melodie für die Geige, Nieke übernimmt sie, er begleitet das mit dem Bass und ich suche mir auch meinen Part. Merle hat frei.
Auf der Tanzfläche hat sich ein Doppelkreis aus tanzwilligen Paaren gebildet, die sich nun zur Musik bewegen, erst langsam, dann schneller. Merle will nicht frei haben und schließt sich der Meute an.
Nach ein paar Runden geht Nieke zu einer anderen Melodie über und Miloš ruft die niederländische Hälfte der Hochzeitsgesellschaft auf, sich zu beteiligen, es ist ja ganz einfach!
Als Zugabe – besser gesagt als feurigen Höhepunkt – bringen wir die Balkanhochzeit. Ich kriege auch einen feurigen Höhepunkt serviert, schließlich hatte ich ja gedacht, Zorans Verwandtschaft sei vorher schon völlig ausgeflippt, aber als die Heimat sie hier in Holland einholt, gibt es kein Halten mehr. Zorans jüngerer Bruder Svetislav tut uns den Gefallen (ohne dass wir ihn drum gebeten hätten) und tanzt auf einem Tisch.
So stelle ich mir eine Balkanhochzeit vor.
Nach uns gibt es nur noch Konservenmusik und es erweist sich: live ist besser. Die Band kann noch so schlecht sein, aber wenn da einer am Bühnenrand rumhampelt und die Leute animiert, seltsame Dinge zu tun (und sie mitmachen), wiegt das die beste CD auf.
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